(...) Wir leben weithin in dem Irrglauben, Deutschland stecke in einem globalisierten, neoliberalen Privatisierungshexenkessel des Raubtier*kapitalismus. Ein Blick in das Bilanzbuch unserer Nation beweist das glatte Gegenteil. Nicht die großen Konzerne, sondern der Staat reißt immer größere Anteile vom Volksvermögen an sich.
So haben die Deutschen noch nie in ihrer Geschichte mehr Steuern gezahlt als heute – in diesem Jahr werden es mehr als 500 Milliarden Euro sein. Die Staatsquote erreicht 45,5 Prozent. Ordnungspolitisch besehen, ist Deutschland damit heute so sozialistisch, wie es sich vor einer Generation nur die extreme Linke erträumt hatte. Vor 100 Jahren machten die Staatsausgaben bescheidene zehn Prozent der Wirtschaftsleistung aus, vor 50 Jahren waren es erträgliche 30 Prozent, heute dagegen sind es fast die Hälfte.
Nicht einmal in der Herzkammer des Kapitalismus – in der Bankenbranche – haben die Privaten noch eine Mehrheit. Der Anteil der Großbanken am deutschen Privat- und Firmenkundengeschäft liegt bei nurmehr 18 Prozent. Die staatlichen Sparkassen hingegen dominieren die Szenerie in einem Ausmaß, dass Deutschlands Rolle im internationalen Finanzmarkt inzwischen marginalisiert ist. Und schon wieder 5000 Euro mehr.
Anders als im Rest der Welt, wo nach dem Zusammenbruch des Kommunismus die Staatsschlösser verbürgerlicht wurden, hat Deutschland einen etatistischen Sonderweg eingeschlagen. Denn jeder Euro neue Staatsschuld – eben gerade waren es wieder 5000 – vergrößert das Gewicht des Staates in der Machtbalance der Gesellschaft weiter. Schon Bismarck wusste: „Wer den Daumen am Schuldbeutel hat, der hat die Macht.“ (....)
[Links nur für registrierte Nutzer]