Zitat von
marc
Problematisch ist allerdings die Verschmelzung von Satire und Journalismus, gerade in Zeiten zunehmender Komplexität. Ein Satiriker lebt ja in der Tat auch davon, dass er Dinge überspitzt und pointiert - er ist also von Berufswegen nah an der Demagogie, und wenn diese Grenzen verwischt werden, weil vielen Leser -vermutlich zu Recht- keine sachlichen Texte ohne überspitzte Pointen zugetraut werden, dann kann das schon gefährlich werden. Wobei ich natürlich auch verstehe, dass Kabarettisten etwa darauf pochen, dass die satirische Qualität größer seien kann, wenn sie nicht sofort als Satire gekennzeichnet ist - und natürlich auch, dass sie politisch ernst genommen werden wollen und nicht in so ein "Künstlerisch gut und witzig, aber politisch ein Idiot"-Raster gesteckt werden wollen.
Am besten wäre es also, wenn Satire alles dürfte, aber auch alle Reaktionen darauf möglich wäre, solange sie eben verbal bleiben, d.h.: Wer Witze über den Holocaust und Muslime machen will, der soll das tun dürfen, aber sich nicht hinterher beschweren, wenn er als Nazi beschimpft wird - und eine Strafanzeige ist keine "verbale Reaktion" sondern ein Beispiel für die viel zu weite Definition der "Volksverhetzung".
Der gegenwärtige Zustand, in dem es kaum möglich ist, andere Ziele für Satire zu wählen als den Papst, die Union, die "Heuschrecken" und George Bush, ist jedenfalls langweilig. Bestenfalls langweilig. "Merkel ist hässlich, Bush ist doof, Ackermann ist böse." Na dann :lichtaus: