(...)Leopold II. von Belgien und die »Kongogräuel«
»Kleines Land, klein an Geist«. Mit diesen Worten beschrieb der belgische
König Leopold II. sein Land und die eigenen Untertanen. Er
hingegen wollte sich damit nicht zufrieden geben. 1885 erlangte er
den Kongo-Freistaat als Privatbesitz. Leopold wandte sein gesamtes
Privatvermögen zur Erschließung des Landes auf. Die Voraussetzung
für die hohen Gewinne, die er aus »seinem« Kongo schöpfen konnte,
schuf allerdings ein anderer: 1888 erfand John Dunlop den Gummireifen.
Den nötigen Kautschuk dafür gab es im Kongo. Im Auftrag
Leopolds begannen im gleichen Jahr Konzessionsunternehmen, Kautschuk
aus dem Freistaat buchstäblich herauszupressen. In den Jahren
bis 1908 wurden dabei vermutlich bis zu zehn Millionen Menschen
ermordet oder starben aufgrund von Misshandlungen und Verstümmelungen.
Diese Verbrechen sind als »Kongogräuel« in die Geschichte
eingegangen. Sie konnten nicht dauerhaft geheim gehalten werden,
denn immer wieder berichteten Missionare, Journalisten oder auch
Geschäftsleute in Europa und Amerika von den brutalen Praktiken
im Kongo-Freistaat. Es gründeten sich sogar Gesellschaften wie die
»Congo Reform Association«, die ein Ende des Mordens forderten. (...)
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