Es gibt verschiedene Kulturen auf der Welt. Warum? Es gibt keinen Grund, hat sich halt so entwickelt. Du gehörst auch einer an.
Welche Funktion besitzt so was wie Kultur? Nun, das menschliche Zusammenleben ist kompliziert und bedarf gewisser Regelungen. Die Sprache ist z.B. eine solche Regelung, ohne rationalen Grund hat man sich auf bestimmte Wörter für bestimmte Sachverhalte geeinigt. Symbole, Normen, Werte, Traditionen etc. sind kollektiv mehr oder weniger verbindliche Institutionen, die den Alltag regeln. Dadurch, dass jeder sie kennt, einhält, und weiß, dass auch der andere sie kennt und einhält, entsteht Erwartungssicherheit, Vertrauen, "Heimat"-Gefühl.Zitat von Erkenntnis 1
Zitat von Erkenntnis 2
Mehr als einer Kultur gleichermaßen anzugehören ist je nach Teilgegenstand zwischen in Ordnung und unmöglich. Gleichermaßen Fish'n'Chips und Pizza zu essen geht klar. Gleichermaßen englisch wie italienisch zu sprechen auch noch, wobei es hier schon schwierig ist, weil man meist in nur einer bestimmten Sprache denkt. Gleichermaßen der anglikanischen und der italienischen Kirche anzugehören ist problematisch. Gleichermaßen Linksverkehr wie Rechtsverkehr ist unmöglich.
Je nach Grad der Verbindlichkeit eines Objekts ist es daher von "nicht nötig" über "verständlich" bis "zwingend notwendig", seine eigene Kultur höher zu bewerten als andere. Ob ich die Marseillaise lieber als das Deutschlandlied mag, italienisches Temperament lieber als britisches, Ramadan lieber als Weihnachten, ist relativ egal. Verständlich ist aber, wenn man die jeweiligen Merkmale seiner eigenen Kultur höher stellt, denn diese ist man gewohnt, sind einem vertraut, hat man meist verinnerlicht. Ich bin mit bestimmten Kleidungsnormen aufgewachsen, deshalb ist mir eine Jeans vertrauter als ein Kaftan. Ich kann nicht indifferent gegenüber der Frage sein, ob Kopfschütteln nein (hier) oder ja (Indien) bedeutet.
Kultur hat sich entwickelt um Zusammenleben zu ermöglichen. Dies würde wieder erschwert, wenn nicht jeder Mensch Merkmale der eigenen Kultur über die anderer stellt. Das macht daher auch jeder. Nur einige reden sich ein, es nicht zu tun.
Nicht gesagt ist damit, dass man eine objektive Höherwertigkeit der eigenen Art daraus ableiten könnte oder sollte. Es geht um die natürliche Disposition eines jeden Menschen, die eigene Kultur, durch die er sich im Leben zurechtfindet, wichtiger finden zu müssen als andere. Ein Europäer ist nicht gegen die Ausbreitung des Islams in Europa, weil er diesen irgendwie schlecht findet, sondern weil seine eigene Kultur dadurch mehr und mehr verdrängt wird, und damit die Grundstüzen seiner Orientierung in der Welt, seine Erwartungssicherheit in Interaktionen mit Mitmenschen, sein generalisiertes Vertrauen in die Umgebung.Zitat von Erkenntnis 3
Anm.: "Rassismus" ist natürlich das falsche Wort, wurde ja nur in Analogie zum anderen Strangtitel gewählt.