Die Autoren von "Diercke Erdkunde 9“ scheinen nicht gerade begeisterte Freihändler zu sein. Im Themenabschnitt "Welthandel“ erläutern sie, was die Folgen von Marktöffnungen sind: Entlassungen, Entlassungen, Entlassungen.
Anstatt die wirklichen Ursachen der Armut in diesen Ländern anzuprangern, nämlich die Knebelung jeglicher wirtschaftlicher Aktivität zum Beispiel durch Protektionismus, Bürokratismus, Inflation, Reglementierung und Abgabenwahn, werden den Schülern in "Terra Erdkunde 10“ des Klett-Verlags sechs Lösungsansätze kapitelweise vorgestellt (S.138–153). Erstens: Nahrungsmittelhilfe (was die lokalen Lebensmittelmärkte zerstört); zweitens: große und kleine Entwicklungsprojekte; drittens: Hilfe zur Selbsthilfe (Brunnenbau, Ernährungsberatung, Förderung des Dorfhandwerks); viertens: „Frauen stärken“; fünftens: Fair Trade (die Verbraucher in reicheren Ländern sollen also den Marktpreis plus Spende zahlen), und sechstens: Entwicklung durch Industrie (die Frage besteht doch gerade darin, wie man zu einem Industrieland wird!).
Was die Schüler konkret tun könnten, wird ihnen auch mitgeteilt (S.153): Sie könnten „solidarisch handeln“, indem sie Fair-Trade-Produkte kaufen, ihren „Lebensstil ändern“, indem sie ihren Fleischkonsum reduzieren, sie könnten sich aber auch einfach „einmischen“, indem sie „gegen Unrecht protestieren“ oder sich Parteien, Verbänden oder sonstigen politischen Gruppierungen anschließen.
Angesichts dieser systematischen Hetzjagd gegen die freie Marktwirtschaft an deutschen Schulen sollte es nicht verwundern, dass immer mehr junge Menschen sich radikal antikapitalistischen Vereinigungen oder Globalisierungsskeptikern wie Attac anschließen, zu Staatsgläubigkeit neigen und umfassende Ansprüche an den Staat stellen.
Während 1991 in einer Befragung noch 36 Prozent der Deutschen angaben, sozialistische Ideen zu unterstützen, waren es 2007 sogar 47 Prozent. 1990 glaubte man den Sozialismus endlich aus Deutschland vertrieben zu haben. Doch der Sozialismus ist nicht tot – er lebt in vielen Schulbüchern weiter.