In diesem Forum, an dieser Stelle weise ich feierlich auf Claudia Schröders Seite [Links nur für registrierte Nutzer] hin, ohne zu vergessen, den Lesern hier mitzuteilen, daß ich diese große Künstlerin über alle Maße bewundere.
um den Faden mal wieder aufzunehmen:
[Links nur für registrierte Nutzer]Fraktur und Sütterlinschrift Hitlers dümmster Triumph
07.06.2011, 11:47
Warum darf ein Erlass aus dem Jahr 1941 sich immer noch zwischen uns und die Handschriften der Klassiker legen? Warum konnten wir nicht ein Volk von zwei Schriften bleiben, wie wir es jahrhundertelang waren?
Selten dürfte ein Volk innerhalb so kurzer Zeit so dauerhaft verändert worden sein wie das deutsche durch die Herrschaft der Nationalsozialisten. Bis in ihre tiefsten Reflexe ist die deutsche Gesellschaft von diesen zwölf Jahren bestimmt worden, man denke nur an den generationenübergreifenden Pazifismus, auf den jede Regierung von Adenauer bis Angela Merkel Rücksicht nehmen musste. Nachkriegsdeutschland ist auf allen Ebenen ein Kind dieser Zeit.
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Seltsamerweise auch in der Art und Weise, in der wir lesen und schreiben. Durch Erlasse aus der Kanzlei des Führers, gezeichnet von Martin Bormann, wurden 1941 sowohl der Buchdruck wie die Schreibschrift aufs Lateinische umgestellt. Fraktur und Sütterlinschrift hatten aus Büchern und Schulheften zu verschwinden. Und dabei blieb es auch nach dem Krieg.
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Nur die kemalistische Türkei hat durch ihre Schriftreform einen ähnlich radikalen Bruch mit ihrer Vergangenheit vollzogen: Seither sind den Türken ihre osmanischen Überlieferungen großenteils verschlossen.
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Hitler hat nicht ganz gesiegt. Aber warum lässt man ihm seinen Triumph in der Schriftfrage? Warum darf ein Erlass Martin Bormanns sich wie eine Schranke zwischen uns und die Handschriften Lessings oder Kleists legen? Warum konnten wir nicht ein Volk von zwei Schriften bleiben, wie wir es jahrhundertelang waren? Wer dagegen heute Widerstand leisten möchte, der besuche noch bis 26. Juni die Frankfurter Ausstellung; und wer es nicht nach Frankfurt schafft, der werfe wenigstens einen Blick auf die vier im Internet abrufbaren Lesehefte ([Links nur für registrierte Nutzer]). Nachholender Widerstand gegen Hitler, hier kann er geleistet werden!
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Die Darstellung der Ziffern:
Bei den Zahlen ist die linke Spalte „Helvetica”, die mittlere Sütterlin. Die rechte Spalte zeigt die in der Druck–Fraktur üblichen, runden Zahlen.
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Es wäre schön, wenn diese alten Schriften wieder gelehrt würden. Allerdings befürchte ich ein erneutes Chaos wie nach der letzten Rechtschreibreform. Man sollte viel eher das Hauptaugenmerk auf eine schöne Rechtschreibung legen. Kalligraphie wird in den Schulen stark vernachlässigt. Wenn man sich die Handschriften mancher Menschen ansieht, kann man nur mit dem Kopf schütteln.
Wenn auch jetzt in den bezwungnen Hallen
Tyrannei der Freiheit Tempel bricht:
Deutsches Volk, du konntest fallen,
Aber sinken kannst du nicht!
Theodor Körner
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