Beim Hamburger Parteitag der SPD hatte man den Eindruck, daß sich die Mehrheit mit großer Erleichterung von der Agenda 2010 verabschiedet hat und sich aufmacht, um in die heimeligen Kuschelzonen der 70er und 80er Jahre zurückzukehren, als der versorgende Staat den Menschen ihre Sorgen – für teuere Steuergelder – abnahm und sie vor den Stürmen der Weltpolitik beschützte. Nur haben die Sozen jetzt ein Problem: da sitzen schon Lafontaine, Gysi & die Linken, die sich, weil bar jeder Verantwortung, stets als die "richtigen" Linken aufführen können. Motto: wird fordern, was wir wollen, bezahlen müssen's sowieso andere.
Wenn die Sozen ALG I für über 55jährige auf 18 Monate strecken wollen, ist das reine Symbolpolitik, weil sie die wenigsten Menschen direkt betrifft, aber ein Signal setzt: die SPD ist mehr an der Finanzierung von Arbeitslosigkeit interessiert als an der Schaffung neuer Arbeitsplätze. Abgesehen davon laufen die Sozialdemokraten Gefahr, sich mit der "Linken" auf ein letztlich aussichtsloses Hase-und-Igel-Rennen einzulassen. Wenn Beck jetzt sagt "18 Monate", kann Lafo jederzeit "24 Monate" oder gar 36 Monate" sagen.
Damit begibt sich eine nach links rückende SPD in die babylonische Gefangenschaft der Zwangskoalition mit den "Linken" und vielleicht noch den Grünen, deren Basis ja ebenfalls einen starken Linksdrall in Richtung sozialistischer Vollversorgung erkennen läßt. Wer das Geld für die Wohltaten verdienen soll, darüber schweigen sich die linken Häuptlinge allerdings wohlweislich aus.
Was meint Ihr? Eröffnet sich die SPD mit ihrem Linksruck die Chance, alte/neue Wählerschichten zu erreichen oder verliert sie nur (zur Freude der CDU) die in der Mitte angesiedelten Wähler und wird auf Dauer zwischen der Union und den Kommunisten zerrieben?