Wallraff und Staeck: Toleranz kann auch Feigheit sein
Der Kölner Schriftsteller Günter Wallraff und der Präsident der Berliner Akademie der Künste, Klaus Staeck, haben vor falscher Toleranz gegenüber dem Islam gewarnt. Staeck wandte sich in Berlin gegen ein Denken, "unter dem sich manchmal auch die Feigheit verbirgt". Damit lebe man auf lange Sicht gefährlich. Er bezeichnete eine Religion, die - wie der Islam - Konversion als Todsünde betrachte, als totalitär. Es sei aber richtig, mit Muslimen den Dialog über gesellschaftliche Grundfragen zu suchen.
Auch Wallraff kritisierte eine falsche Toleranz. Zur Begründung verwies er auf verbreiteten Antisemitismus unter Muslimen und die weiter bestehende Verurteilung des Schriftstellers Salman Rushdie, des Autors der "Satanischen Verse". "Die Intoleranz des anderen hinzunehmen und zu dulden, das ist falsch verstandene Toleranz oder auch Feigheit", meinte er. Er könnte heutzutage fordern, im Kölner Dom einen ökumenischen Schwulengottesdienst zu feiern, und würde dann trotzdem nicht mit dem Tode bedroht; das sei der elementare Unterschied zur westlichen Gesellschaft.
Mit Blick auf den umstrittenen Moschee-Neubau in Köln-Ehrenfeld sagte Wallraff, eigentlich sei er für das Projekt. Es sei wichtig, den Islam in Deutschland aus dunklen Hinterhöfen herauszuholen. Er bemängele jedoch, dass der Vorsitzende der dortigen Gemeinde ein Hardliner aus der Türkei sei, kein Wort Deutsch spreche und eine Integration der Muslime verhindern wolle. Nach Wallraffs Einschätzung gibt es derzeit in Deutschland eine Reihe von Neubauten "übermächtiger Monumentalmoscheen". Sie entsprächen nicht den Bedürfnissen der Gläubigen, die diese Gebetsstätten besuchen wollten. Das Geld für diese Bauten komme aus der Türkei, dem Iran oder Saudi-Arabien.
Staeck bezeichnete die Proteste gemäßigter oder säkularer Muslime gegen das gewaltsame Agieren von Islamisten als unzureichend. "Der Widerspruch derer, die die gleiche Religion haben wie Selbstmordattentäter, ist so matt und schwach, dass mir angst und bange wird", sagte der Politkünstler. Er warnte vor einer brutalen Gläubigkeit, die der Rationalität keine Chance gebe.
KNA