In einem Interview mit der Jungen Welt verteidigt der ehemalige RAF Aktivist
Rolf Clemens Wagner die RAF Entführung des ehemaligen Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer auch heute noch als seinerzeit richtig .
Doch statt Reue zu zeigen, hält er das Vorgehen der Rote Armee Fraktion nach wie vor für richtig.
Wagner war 2003 nach 24 Jahren Haft begnadigt worden.
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„Manche Ergebnisse unserer Überlegungen bleiben auch aus heutiger Sicht richtig. Wie die Entscheidung, Hanns Martin Schleyer zu entführen.“
Schleyer sei wegen seiner NS-Vergangenheit und als damaliger Arbeitgeberpräsident, der bei Arbeitskämpfen „als Aussperrer“ gewirkt habe, nicht zufällig ausgesucht worden. Der Fehler der RAF habe aber darin gelegen, dass sie aus dem „Politikum“ Schleyer „einfach zu wenig gemacht“ habe, sagte Wagner. Schleyer habe in der Bevölkerung nicht gerade als Sympathieträger gegolten. Damit hätte die RAF „politisch arbeiten müssen“, so Wagner.
Die Entführung der Lufthansa-Maschine „Landshut“ durch ein palästinensisches Kommando während der Schleyer-Enführung sei zunächst überhaupt nicht geplant gewesen, betonte Wagner. „Später dann trugen die Palästinenser den Vorschlag an uns heran, durch die Entführung eines Flugzeugs den Druck zu erhöhen. Und wir stimmten zu. Aus heutiger Sicht war das die schlimmste Entscheidung, an der ich beteiligt war.“ Wagner war 1979 auch am Attentat auf den damaligen Nato-Oberbefehlshaber Alexander Haig beteiligt gewesen, bei dem der US-General und drei Begleiter leicht verletzt wurden. 1993 wurde Wagner deswegen schuldig gesprochen. In der Schweiz wurde er wegen eines Banküberfalls und eines dabei verübten Mordes 1980 ebenfalls verurteilt. Der damalige Bundespräsident Johannes Rau hatte Wagner im Dezember 2003 nach 24 Jahren Haft begnadigt.
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Verhöre im "Volksgefängnis"
12.10.1977: Hanns Martin Schleyer wird nur noch von einer Kerntruppe aller im Untergrund lebenden RAF-Mitglieder bewacht. Der Arbeitsgeberpräsident wird von seinen Entführern mehrfach verhört - über Rüstungsexporte und seine NS-Vergangenheit.
Wie die Ermittler später feststellen, waren an der Planung, Vorbereitung und Realisierung der Entführung von Hanns Martin Schleyer alle 20 damals im Untergrund lebenden RAF-Mitglieder beteiligt; sie sind im Durchschnitt 26 Jahre alt.
Sie stellen sich einen schnellen Austausch des Wirtschaftsführers mit den elf Terroristen in deutschen Gefängnissen vor. Wenn das nicht klappt, so ist von Anfang an klar, soll Schleyer erschossen werden. Im ersten "Volksgefängnis" in Erftstadt-Liblar wird dieser von den Terroristen mehrmals "verhört".
Zitat:
Sie wollen Informationen über deutsche Rüstungsexporte in den Nahen und Mittleren Osten, das Engagement von Daimler-Benz in der Dritten Welt, und sie wollen ihn über die Bedeutung der Gewerkschaften belehren. Schleyer lässt sie auflaufen, bald brechen die Entführer ihre naiven Befragungen ab.
Ein weiteres Thema ist immer wieder die NS-Vergangenheit des Arbeitgeberpräsidenten. Die Entführer sehen in ihm die "faschistische Kontinuität" in der BRD verkörpert, ein Bindeglied zwischen Faschismus und Imperialismus. Schleyer war Mitglied der NSDAP und der SS, er leitete das Studentenwerk im besetzten Prag und war im Zentralverband der Industrie für Böhmen und Mähren tätig.
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RAF
Diese ganze Kriegsscheiße
Zitat:
Am 19.Oktober 1977 wird die Leiche von Hanns Martin Schleyer im Kofferraum eines Autos in Mulhouse im Elsass gefunden. Der Präsident der Deutschen Industrie befand sich seit dem 5. September in der Hand des Kommandos "Siegfried Hausner" der Rote Armee Fraktion (RAF). Damit sollte nach 44 Tagen der spektakulärste Entführungsfall der bundesdeutschen Nachkriegsgeschichte blutig zu Ende gehen. Nachts zuvor hatte ein deutsches Antiterrorkommando in Somalia die entführte Lufthansa-Maschine "Landshut" gestürmt. Und wenig später waren - am Morgen des 18. Oktober- im Gefängnis von Stuttgart-Stammheim die RAF-Gründungsmitglieder Gudrun Ensslin, Andreas Baader und Jan Carl Rapse tot in ihren Zellen aufgefunden worden, einzig Irmgard Möller überlebte schwer verletzt.
Jürgen Meyer
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