Seid gegrüßt, werte Leser und Schreiber dieses Forums,
als Freund der deutschen Sprache und als Feind der Diskriminierung muss ich euch heute ein besonderes Anliegen vortragen:
die strikte Mißbilligung der geschlechterkennzeichnenden Sprachverstümmelung aus pseudofeministischen Gründen!
Manch ein politisch überkorrekter Zeitgenosse hätte meine Einleitung folgendermaßen geschrieben:
Seid gegrüßt, werte Leser und Leserinnen sowie Schreiber und Schreiberinnen dieses Forums....
Dieses Verfahren ist aber nicht nur umständlicher zu lesen, insbesondere laut, es verursacht auch deutlich mehr Schreibarbeit. Deshalb griffen gewiefte Sprachverhunzer ganz tief in die Trickkiste und versuchen bis heute, das Binnen-I einzuführen. Das würde dann so aussehen:
Seid gegrüßt, werte LeserInnen und SchreiberInnen dieses Forums....
Auf diese Weise wird der Schreibfluß zwar nur minimal gestört, der Lesefluß dahingegen schon recht erheblich. Insbesondere ein Vorlesen des Geschriebenen wird nun zur Farce. Die Dudenredaktion weigert sich übrigens bis heute, ich möchte ihr an dieser Stelle dafür danken, das Binnen-I als grammatikalische Konstruktion in die deutsche Sprache zu übernehmen. Es ist somit offiziell falsch!
Doch worin liegt nun der Sinn einer geschlechtergetrennten Titulierung? Haben sich die weiblichen Leser dieses Stranges bei meiner Begrüßung nicht angesprochen gefühlt? Sollte dies tatsächlich der Fall gewesen sein, kann ich diese Diskriminierung selbstverständlich nicht tolerieren und der Person nur Folgendes raten:
Lern gefälligst Deutsch, du blöde Kuh!!!
Denn:
Das Genus, das grammatikalische Geschlecht, ist keineswegs gleichbedeutend mit dem Sexus, dem biologischen Geschlecht.
Beispiele
Weibliches Sexus:
Das Mädchen
Androgynes Sexus:
Das Kind
Die Person
Die Katze
Der Hund
Der Mensch
All diese Begriffe sind vom Genus her maskulin oder feminin, vom Sexus her sind sie allerdings androgyn, das heißt geschlechterübergreifend. Das Kind kann Junge oder Mädchen sein, die Person kann männlich oder weiblich sein, die Katze kann sehr wohl männlich und der Hund durchaus weiblich sein. Von einer Menschin habe ich auch noch nichts gehört, von weiblichen Angehörigen dieser Spezies aber durchaus.
Androgyn sind auch alle Begriffe, die sich von einem Verb ableiten: Der Leser, der Schreiber, der Autor. Das gilt schon für den Singular. Im Plural sind fast alle Begriffe androgyn.
Die weibliche Form ist dahingegen keinesfalls androgyn, sie hat ein eindeutig weibliches Sexus! Möchte ich mich in meiner Ansprache nur an ein Geschlecht richten, reicht es im Falle des weiblichen Geschlechtes aus, das Femininum im Genus zu verwenden:
Liebe Leserinnen...
Möchte ich mich dahingegen an die Männer wenden, reicht die Benutzung des Maskulinums im Genus nicht aus:
Liebe Leser...
Hier muss das Sexus durch ein Adjektiv bezeichnet werden:
Liebe männliche Leser... (Oder gleich: Liebe Männer...)
Da zeigen sich gleich zwei monumentale Aspekte:
1. Die besondere Erwähnung der beiden biologischen Geschlechter hat keinerlei inhaltlichen Sinn.
2. Durch die Trennung der beiden Geschlechter wird die Sprache nun viel komplizierter im Gebrauch.
So entstanden durch den offiziellen Gebrauch dieses Sprachirrsinns unglaubliche Sprachverschandelungen:
Bei Adjektiven und Possesivpronomina (besitzanzeigenden Fürwörtern) mit Genusdeklination sind Klammern und Schrägstriche äußerst beliebt. Beispiel:
Jede(r) Leser(in) sollte seine/ihre Aufmerksamkeit nun bitte auf Folgendes richten...
An dieser Stelle möchte ich noch erwähnen, daß ich davon hörte, es gäbe in einigen Krankenhäusern offizielle Dokumente, in denen allgemeine Sätze die Unterscheidung zwischen eine(m/r) A(Ä)rzt(in) und seine(r/m)/ihre(r/m) Patient(in) beinhalten würden. Und nun lesen sie diesen Satz bitte laut! Das gleicht eher einer mathematischen Formel, als einer gesprochenen Sprache!
Tatsächlich ist die Verleugnung und der Kampf gegen das androgyne Sexus deutscher Begriffe in keinster Weise sinnvoll, denn es erzwingt erst eine Unterscheidung der Geschlechter an Stellen, an denen so etwas überhaupt keinen Sinn macht! Das ist Sexismus!