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Thema: Die Entstehung des Nationsbegriffs

  1. #1
    Mitglied Benutzerbild von NimmerSatt
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    Standard Die Entstehung des Nationsbegriffs

    Ich will diesem Thread der Diskussion über die Entstehung des Nationsbegriffs widmen. Insbesondere auf den deutschen Volksbegriff, der außerdem ein gutes Beispiel ist, sollte eingegangen werden.

    Im Brockhaus (unter Nation) wird die Position vertreten, dass der Begriff des "Volkes" von den Bildungs- oder Machteliten geprägt wurde:
    Schließlich dient der Begriff der Nation dazu, den Individuen, trotz zunehmender Verpflechtung, Anonymität und Komplexität ihrer Umwelt, einen den einzelnen vorstellbaren Horizont für die Ausbildung eines Wir-Gefühls zu vermitteln. Tatsächlich wurde der Begriff der Nation entgegen nationalistischer Legenden, nicht vom "Volk" sondern von Bildungs- oder Machteliten unter Berufung auf das jeweilige "Volk" geprägt (u.a. als Kampfbegriff des Bürgertums gegen Adel und Proletariat) und griff erst in zeitversetzt auf "national unzuverlässigere Schichten" der Bevölkerung über. "Nationen sind in gewisser Weise Schreibtisch-Erfindungen, allerdings sehr erfolgreiche (B. von Borries).

    Zustimmung? Andere Positionen? Zustimmung zu der Ausgansposition der Prägung, jedoch andere Deutungen?

  2. #2
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    Standard AW: Die Entstehung des Nationsbegriffs

    Der Nationalismus ist in der Tat eine bürgerliche Ideologie zur Verschleierung des Klassengegensatzes und zum Krieg führen, deswegen wurde ja der Faschismus in Deutschland hochgezüchtet.

    Zum Beispiel hat Winston Churchill,die Funktion des Nationalismus für den Klassenkampf genau erkannt, er sagte am 20. Januar 1927:

    „Italien hat das notwendige Gegengift zum russischen Gift geliefert. Von jetzt ab ist keine Großmacht mehr ohne ein letztes Schutzmittel gegen das Krebsgeschwür des Bolschewismus“

    Quelle: Albert Norden, Fälscher, Berlin 1959, S. 83
    backward never.

    ignore: Lichtblau

  3. #3
    in memoriam Benutzerbild von Rheinlaender
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    Standard AW: Die Entstehung des Nationsbegriffs

    Schon die ersten Nationen wuden von der Machtelite - im Klartext den Koenig gepraegt. Am Beispiel Englands laesst sich das besonders gut zeigen: Der War of Roses dominierte die engl. Politk von ca. 1450 bis 1487, als Henry Tudor, durch die Battle of Bosworth Field diesen zu seinen Gunsten beendete und durch eine geschickte Ehe beide Seiten befriedigte. Bis hierhin war Henry Tudors Politk noch in den Rahmen der feudalen Auseinandersetzen. Aus Herny Tudor wurde Henry VII.

    Henry Tudor traf auf einen durch die Auseinadersetzung geschwaechten Adel. Die Herrschaft des Koenigs ging zuvor nicht tiefer als bis zum jeweiligen lokalen Feudalherren, nur in den Staedten konnte bis zum einzeln Buerger hinunteregieren. Henry nutzte diese Schwaeche um die Macht des Feudaladels zu brechen. Er bediente sich verschiedener Instrumente:

    1. Der Justiz:
    Die Star Chamber wurde als neues Gericht etabliert. Sie hatte die oberste Gerichtsbarkeit insbesondere in Fragen der Ausuebung der Feudalene Rechte. Dabei vermied man ungerecht erscheidnene Urteile, legte aber in der Rechtssprechung erheblichen Wert auf die formal schon immer vorhandenen Vorrechte des Koenigs. Henry etablierte auch ein System der Justices of the Peace, die zwar aus dem lokalen Adel rekrutiert wurden, aber vom ihm abhaenig waren. Dadurch brach die Gewalt der lokalen Herren als Gerichtsherren.

    2. Administration:
    Das System der High Sheriff, das noch aus normanischer Zeit bestand, wurde gestaerkt, sie wurden mit mehr Vollmachten ausgestattet und konnten so die koenigliche Gewalt auch auf dem Land gegenueber den Feudalherren einsetzen.

    3. Das Volk und die Wirtschaft:
    Es war Henry Tudor, seinem Nachfolger Herny VIIi und besonders seiner Enkelin Elizabeth I klar, dass ihr formaler anspruch auf den Thron sehr schwach war. Man versuchte erfolgreich die Loyalitaet des Voelkes zu gewinnen, indem auf dessen Lebensumstaende groessten Wert legte. Eine einheitliche Wirtschafts- und Waehrungspolitk war herzu notwendig. Das hies aber auch, dass England nun als wirtschasftliche Einheit behandelt wurde, lokale Steuerunterschiede eingeebenet wurden, Handelsvorrechte vereinheitlicht und eine einzige Zollgrenze nach aussen gezogen wurde.

    4. Die Sprache:
    Die neue Machtkonzentration am Koenigshof fuehrte dazu, dass der Adel nur naoch am Hofe Macht und Einfluss hatte. Dieses System wurde unter Henry VII begonnen, unter Henry VIII und besonders unter Elizabeth I zur Bluethe gebracht. Die Sprache am Hof, das Englisch Londons dominierte nun die Oberschicht. Da Gesetze nun in Englisch, statt wie zuvor in Latein oder normanischen Franzoesishc verfasst wurden, mussten alle, die mit Gesetzen zu tun hatten, das Englisch des Hofes verwenden. Das Book of Common Prayer schliesslich, dass in ganz England nach Reformation die enzige Grundlage fuer den Gottesdienst war, fuehrte endgueltig zur Durchsetzung eine einheitliche Sprache im gesamten Land.

    Zusammengefasst: Die englische Nation ist das Produkt der Machtpolitk einer ein einzigen Familie: Der Tudors. Die Notwendigkeit des Machterhalts und der Verfestigung der Macht fuehrte zu Schaffung einer einer einheitlichen englischen Nation.

  4. #4
    ist nicht mehr online Benutzerbild von Unbelehrbar
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    Standard AW: Die Entstehung des Nationsbegriffs

    Nation kommt von dem lateinischen Wort natio = Geburt,Volk/-sstamm
    Es ist eine Begriff für eine Zusammenfassung von Menschen mit Übereinstimmungen.

    Daraus ergeben sich dann die Unterscheidung von:
    Kulturnation als natürliches Gebilde sowie,

    Staatsnation und
    Willensnation als politisches Gebilde



    germane germane germane germane germane germane germane
    Ich zweifle, also bin ich :lesma:
    Zitat: Rene Descartes
    Fahre die Welt lieber zum Teufel, als daß man den Teufel selbst nicht beim Namen nennen dürfe. Zitat: Ernst Moritz Arndt

  5. #5
    in memoriam Benutzerbild von Rheinlaender
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    Standard AW: Die Entstehung des Nationsbegriffs

    Zitat Zitat von Unbelehrbar Beitrag anzeigen
    Nation kommt von dem lateinischen Wort natio = Geburt,Volk/-sstamm
    Es ist eine Begriff für eine Zusammenfassung von Menschen mit Übereinstimmungen.

    Daraus ergeben sich dann die Unterscheidung von:
    Kulturnation als natürliches Gebilde sowie,
    Diese "Kulturnationen" wurden durch politsche Willensentscheidungen geschaffen - in Feankreich durch Louis XIV und spaeter erneut durch Napoleon, in England durch die Tudor, in Schweden die fruehen Wasa etc. Das Schaffen dieser Kutlurnationen sollte den Herrschaftsbereich vereinheitlichen, was auch gelang.

  6. #6
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    Standard AW: Die Entstehung des Nationsbegriffs

    Zitat Zitat von Rheinlaender Beitrag anzeigen
    Diese "Kulturnationen" wurden durch politsche Willensentscheidungen geschaffen - in Feankreich durch Louis XIV und spaeter erneut durch Napoleon, in England durch die Tudor, in Schweden die fruehen Wasa etc. Das Schaffen dieser Kutlurnationen sollte den Herrschaftsbereich vereinheitlichen, was auch gelang.
    Nein! Nein! Nein! :=

    Kulturnationen gab es schon vor Chr. ,da hat noch kein Mensch an Wasas,Tudors,.. gedacht.
    Dies ist ein ethnischen Gebilde und hat nichts mit Einzelpersonen zu tun!!!
    Diese begründen sich auf Sprache,Traditionen,Kultur,..

    Du bist doch intelligent und gebildet,dass muss doch verständlich sein
    Ich zweifle, also bin ich :lesma:
    Zitat: Rene Descartes
    Fahre die Welt lieber zum Teufel, als daß man den Teufel selbst nicht beim Namen nennen dürfe. Zitat: Ernst Moritz Arndt

  7. #7
    in memoriam Benutzerbild von Rheinlaender
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    Standard AW: Die Entstehung des Nationsbegriffs

    Zitat Zitat von Unbelehrbar Beitrag anzeigen
    Kulturnationen gab es schon vor Chr. ,da hat noch kein Mensch an Wasas,Tudors,.. gedacht.
    Dies ist ein ethnischen Gebilde und hat nichts mit Einzelpersonen zu tun!!!
    Diese begründen sich auf Sprache,Traditionen,Kultur,..
    Diese Sprache und Kultur war eben vor diesen Gewaltakten der Herrshcer nicht einheitlich. Ein Mann aus York konnte sich kaum in London verstaendlich machen, Cornwall hatte seine eigene Sprache - der Gebrauch des Englischen im Gottresdienst muesste Gewalt durchgesetzt werden, im Frankreich bis vor der Revolution, wurden sechs oder acht verscheidene Sprachen gesprochen.

    Wenn es Kutlurnationen ohne staatliche Entsprechung gaebe, waeren die die Friesen eine oder Allemannen, oder Manx, oder die Bewohner in Norfolk - historisch betrachtet. Diese entsprachen aber nicht den staatlichen Grenzen, sondern wurden von der Herrschaften in die von ihnen begruendeten neuen Kutlrukreise/-nationen eingegliedert - teils mit Gewalt, teils friedlich.

    Das was Du heute als Kutlurnationen in Europa siehst das Ergebnis dieser Herrschaftsausuebung.

  8. #8
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    Standard AW: Die Entstehung des Nationsbegriffs

    @Rheinlaender

    O.K noch ne Erklärung, da du dich ja immer auf irgendwelche herrschaftsgeschlechter berufst.#

    Ich Unbelehrbar von XXX beschließe mich als Herscher meines Wohngebiets zu erklären. Mein Wohngebiet ist solidarisch mit mir.
    Ich ziehe eine Mauer drum hieße meine Familienflagge und bilde meine beschißene kleine Staatsnation als Monarchie .

    So sprechen jetzt die Einwohner im restlichen Teil der Stadt noch meine Sprache,pflegen sie die selben Bräuche,... ?

    Ja tun Sie.

    Mein Nationalstaat und Sie gehören zur selben Kulturnation!

    Die Einwohner von Mogadischu aus den selben Gründen hingegen nicht!
    Geändert von Unbelehrbar (16.07.2007 um 11:27 Uhr)
    Ich zweifle, also bin ich :lesma:
    Zitat: Rene Descartes
    Fahre die Welt lieber zum Teufel, als daß man den Teufel selbst nicht beim Namen nennen dürfe. Zitat: Ernst Moritz Arndt

  9. #9
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    Standard AW: Die Entstehung des Nationsbegriffs

    Zitat Zitat von Rheinlaender Beitrag anzeigen
    Diese Sprache und Kultur war eben vor diesen Gewaltakten der Herrshcer nicht einheitlich. Ein Mann aus York konnte sich kaum in London verstaendlich machen, Cornwall hatte seine eigene Sprache - der Gebrauch des Englischen im Gottresdienst muesste Gewalt durchgesetzt werden, im Frankreich bis vor der Revolution, wurden sechs oder acht verscheidene Sprachen gesprochen.

    Wenn es Kutlurnationen ohne staatliche Entsprechung gaebe, waeren die die Friesen eine oder Allemannen, oder Manx, oder die Bewohner in Norfolk - historisch betrachtet. Diese entsprachen aber nicht den staatlichen Grenzen, sondern wurden von der Herrschaften in die von ihnen begruendeten neuen Kutlrukreise/-nationen eingegliedert - teils mit Gewalt, teils friedlich.

    Das was Du heute als Kutlurnationen in Europa siehst das Ergebnis dieser Herrschaftsausuebung.
    Waren sie nicht einheitlich waren sie doch ähnlich und hatten viele Gemeinsamkeiten ganz ohne irgendwelche Herrscher.
    So wie es mir heute auch schwer fällt als Norddeutscher einen Schwaben mit Dialekt zu verstehen. Aber ich bekomme es hin. Versuch ich das in der Türkei,hab ich auch in 2 jahren noch kein Wort verstanden.

    Diese Nationen gab es wie gesagt schon weit vor deinen Herrschaftshäusern.
    Auch die Germanenstämme konnten sich schon verstehen und hatten ähnliche Riten ,.. . Du sattelst das Pferd von hinten auf.

    Herrscher haben höchsten geeint was zusammen gehörte oder öfter auch was nicht zusammengehörte ,was in der Regel zu unfrieden führte.
    Ich zweifle, also bin ich :lesma:
    Zitat: Rene Descartes
    Fahre die Welt lieber zum Teufel, als daß man den Teufel selbst nicht beim Namen nennen dürfe. Zitat: Ernst Moritz Arndt

  10. #10
    in memoriam Benutzerbild von Rheinlaender
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    Standard AW: Die Entstehung des Nationsbegriffs

    Zitat Zitat von Unbelehrbar Beitrag anzeigen
    @Rheinlaender

    O.K noch ne Erklärung, da du dich ja immer auf irgendwelche herrschaftsgeschlechter berufst.#

    Ich Unbelehrbar von XXX beschließe mich als Herscher meines Wohngebiets zu erklären. Mein Wohngebiet ist solidarisch mit mir.
    Ich ziehe eine Mauer drum hieße meine Familienflagge und bilde meinen beschißene kleine Staatsnation als Monarchie .

    So sprechen jetzt die Einwohner im restlichen Teil der Stadt noch meine Sprache,pflegen sie die selben Bräuche,... ?

    Ja tun Sie.

    Mein Nationalstaat und Sie gehören zur selben Kulturnation!

    Die Einwohner von Mogadischu aus den selben Gründen hingegen nicht!
    Der Prozess ging aber umgekehrt: Diese Nationen entstanden nicht aus der Seperation eines Staates aus einem anderen heraus, sondern aus der Integration von Staaten, wie oben am Beispiel der Verfestigung der Tudorherrschaft in England gezeigt. Kulturelle Unterschiede wurden zugunsten einer einheitlichen Kultur "plattgemacht".

    Dieser Prozess wird heute gerne vergessen, da dieser im Englands eben schon 500 Jahre zurueckliegt, aber das aendert nichts an der Tatsache, dass diese Nation eben nicht "natuerlich" entstanden ist, oder "schon immer da war", sondern eben durch einen politschen Willensakt geschaffen wurde, so wie Frankreich sowohl das Ergebnis des Absolutismus Louis XIV, wie der Umwaelsung der Franzoeischen revolution ist. Waere es den englischen gelungen, ihre Besitzungen im heutigen Frankreich zu halten, so waeren diese Leute heute so natuelich "englisch" wie die in Chesterfield, so wie sie heute "natuerlich" Franzosen sind.

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