Daß der Mittelstand sich, sowohl wirtschaftlich als auch gesellschaftlich gesehen, zunehmend auflöst, wagt kaum mehr einer zu bezweifeln, der etwas auf sich gibt.
In der Wirtschaft schlucken die Großen bzw. Stärkeren zunehmend die Schwächeren, da sie einfach viel mehr Kapital haben, mehr Einfluß geltend machen können und letztlich den längeren Atem bei jedem Konkurrenzkampf haben. Es endet, wie Marx es prophezeihte: Mit einer Schreckensherrschaft der allmächtigen Monopolisten und Oligopolisten, die ihre Position ausnutzen können, sowohl den Arbeitnehmern als auch Kunden alles zuzumuten. Wo sollten jene sonst hingehen (außer in den Widerstand )?
Jede objektive Statistik beweist auch, daß seit Langem nur noch die Reichen Gewinne verzeichnen, während der Rest mehr oder weniger schnell verarmt. Ebenso, daß die Schere zwischen reich und arm immer weiter auseinander klafft und die Zahl der Armen immer mehr zunimmt, während die Reichen klipp und klar als Minderheit bezeichnet werden können. Da Geld bzw. Vermögen nur begrenzt sein kann (Inflation, etc.) und letztlich auch weitgehend ist, fehlt das Geld, was sich immer mehr oben staut, natürlich überall sonst. Daß nicht nur stetig mehr Geld zu der reichen Minderheit hinzufließt, als wieder wegfließt, sondern sich eben auch schon sehr viel dort befindet, beweist ebenfalls jede objektive Statistik.
Im Rahmen dieses Umverteilungsprozesses von unten nach oben und im Kampf um die letzten Pfründe und Positionen, löst sich zunehmend der Mittelstand auf. Wenige schaffen es noch nach oben und der Rest sackt nach unten zu einer verarmenden Masse ab.
Das Resultat: Weitgehend eine Zwei-Klassen-Gesellschaft aus wenigen Superreichen und etlichen Armen, wo es geringe aber nicht signifikante Unterschiede gibt.
Da ich für Ausgewogenheit und Gleichberechtigung bin, bin ich auch gegen jegliche Klassengesellschaften.
Und nun kommt der Clou des Textes: Der Schwund des Mittelstandes wird von mir gern als Indikator für den Verfall des Systems und die Gefällebildung genutzt, doch im Grunde ist auch ein Mittelstand schlecht und abzulehnen. Wenn dieser sich behaupten könnte, würde ich nicht "Hurra" schreien, denn es ist ebenfalls moralisch verwerflich, wenn es drei statt zwei Klassen gibt und sich in der Mitte ein paar Nach-oben-Kriecher-und-nach-unten-Treter tummeln, die befriedigt sind, nur weil es da noch was unter ihnen gibt und sie sich als was Besseres fühlen können.
Insofern ist der Schwund des Mittelstandes in dieser Hinsicht zu begrüßen, denn dann wacht endlich mal die Mehrheit auf und kämpft für die Rechte des Volkes, weil die Mehrheit der totale Verlierer ist und die Mißstände und Gefälle so noch deulicher sichtbar und fühlbar sind- für fast alle eben.
Es darf überhaupt keine Unterschicht geben, die völlig im Elend lebt- egal, ob mit oder ohne Mittelstand. Gäbe es aber keine Unterschicht, so wäre automatisch der Ex-Mittelstand die Unterschicht, denn es gäbe ja nur noch zwei Klassen. So kommt es bald, doch die Unterschicht wird ihrem Namen ganz gerecht werden und in bitterer Armut leben. Zeit des Widerstands!
Mittelstand sucks- wir brauchen die klassenlose Gesellschaft!