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Thema: Braucht der Mensch Feindbilder?

  1. #1
    Lichtverschenker
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    Standard Braucht der Mensch Feindbilder?

    Also weil es mir in letzter Zeit auch v.a. in diesem Forum aufgefallen ist stelle ich hier mal nen Thread dazu rein:

    Obwohl ein gemeinsamer Feind natürlich nicht notwendigerweise zur Einigkeit führt fällt es auf dass jede größere Gruppen von Menschen die ein Einigkeitsgefühl entwickelt haben immer ein gemeinsames Feindbild haben. Nationalisten zB können ihre Einigkeit nur entwickeln wenn sie einen gemeinsamen Feind haben - den Ausländer. Der Kampf gegen den Kapitalismus hat die Kommunisten geeinigt, der Kampf gegen den Kommunismus die Kapitalisten. Der größte Triebmotor für den Fortschritt war fast immer das Militär und zivile Technologien sind in vielen Fällen aus militärischen entstanden (zB Kernkraft, GPS, Luftfahrt usw). Das Krieg die Wirtschaft fördert ist ja schon fast eine Binsenweisheit, ich schreibe es jetzt der vollständigkeit halber mal hierhin. Der Kapitalismus in dem das Hauptziel ist die Konkurenz zu vernichten (ok, das hauptziel ist viel geld zu verdienen (im kommunismus eigentlich auch)...aber ich denke das die konkurenz der eigentliche unterscheidungsfaktor zwischen kapitalistischen und kommunistischen systemen ist...) hat eine weitaus bessere Wirtschaft als der Kommunismus in dem das Ziel das Wohl der Bevölkerung ist. (Vielleicht ist das sogar der einzige Grund für den Sieg des Kapitalismus...)
    Daher stellt sich mir die Frage: Ist der Mensch ohne Feindschaft und Hass überhaupt überlebensfähig? Wäre eine Gesellschaft denkbar die inneren zusammenhalt hat ohne äußere Feinde? Haben Kriege vielleicht sogar das Überleben der Menschheit erst ermöglicht anstatt sie, wie allgemein angenommen, zu bedrohen?

    Ich bin für jede Antwort dankbar...
    "Ideologie ist der Versuch, die Straßenbeschaffenheit zu ändern, indem man neue Wegweiser aufstellt", Carlo Manzoni, it. Schriftsteller

    "Der Mensch ist das einzige Tier, das sich für einen Menschen hält.", Thomas Niederreuther, dt. Schriftsteller

  2. #2
    Scharfschütze Benutzerbild von Der Schakal
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    hmmm...nicht unbedingt. Während ich PERIKLES (mit dem ich mich auch richtig "gefetzt" habe) als Freund bezeichnen würde oder bezeichnet habe. Bezeichnet er mich lieber als Feind oder besser gesagt nicht als Freund.

    Was sollt's?!

  3. #3
    Ein Sturm wird kommen... Benutzerbild von Wilhelm Tell
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    Ehm...als Propaganda kann man Gegener wunderbar nutzen. (Nazis >komunisten) diese können auch total ausgedacht (kennt ihr noch die Dolchstoßlegende nach dem 1. WK?).
    So mancher hat das für sich genutzt.. aber als absolut notwändig schätze ich das nicht ein... Dieses Gemeinschaftsgefühl kann man auch durch gleiches Schicksal oder Unterdrückung herrvorrufen. (Siehe Solidarität zwischen Juden und z.B. Roma oder christl. Pfarrernin den KZs)

  4. #4
    Lichtverschenker
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    >So mancher hat das für sich genutzt.. aber als absolut notwändig schätze
    >ich das nicht ein... Dieses Gemeinschaftsgefühl kann man auch durch
    >gleiches Schicksal oder Unterdrückung herrvorrufen. (Siehe Solidarität
    >zwischen Juden und z.B. Roma oder christl. Pfarrernin den KZs)

    Die hatten aber dann eigentlich auch wieder einen gemeinsamen Feind, der halt in der Übermacht war...
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    "Der Mensch ist das einzige Tier, das sich für einen Menschen hält.", Thomas Niederreuther, dt. Schriftsteller

  5. #5
    A.D. Benutzerbild von Siran
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    Ich habe hierzu noch einen interessanten Artikel gefunden:

    Gruppenbeziehungen

    Vorurteile haben nicht nur eine Funktion in psychischen, sondern auch in sozialen Konflikten und zwar für beide Seiten. In jedem Krieg wird der innere Zusammenhalt der Nation und die Bereitschaft, für sie zu kämpfen, durch eine negative Bewertung des Feindes "etwa durch intensive Propaganda" erzeugt oder verstärkt. Im Zweiten Weltkrieg stellte die britische Propaganda die Deutschen als "Hunnen" hin, verglich sie also mit dem in der europäischen Geschichte als besonders kriegerisch, grausam und unzivilisiert erinnerten Volk der Hunnen aus der Zeit der Völkerwanderung. Dagegen sprach die NS-Propaganda gegenüber Russen und Polen von "slawischen Untermenschen".

    Mit der Entstehung und Mobilisierung von Vorurteilen in sozialen Konflikten hat sich die Gruppensoziologie befasst. Der amerikanische Sozialpsychologe Muzafer Sherif und seine Mitarbeiter haben bereits in den fünfziger Jahren berühmt gewordene Experimente durchgeführt, in denen sie in einem Ferienlager zwölfjährige Jungen willkürlich in zwei Gruppen einteilten und diese in Wettbewerbs- und Kooperationssituationen beobachteten. Dabei stellten die Forscher fest, dass die Konfliktsituation zu negativen Wahrnehmungen, Gefühlen und Handlungsweisen gegenüber der anderen Gruppe, zu verstärkter Aggressivität zwischen den Gruppen, zu einer Stärkung der Gruppenidentität und zur Bestrafung der "Abweichler" von der Gruppenmeinung führte. Brachte man die beiden verfeindeten Gruppen später in Situationen zusammen, in denen sie kooperieren mussten, lösten sich Vorurteile und Gruppenrivalität wieder auf.

    Offenbar haben negative Bewertungen der fremden Gruppe eine integrierende Funktion für die Eigengruppe: Sie verstärken den Zusammenhalt und vergrößern die innere Homogenität, indem sie interne Spannungen und Konflikte überdecken. Damit erleichtern sie interne Entscheidungsprozesse und freundschaftliche Beziehungen, erzeugen höhere Motivation, für die Gruppe zu arbeiten, und erleichtern das Lernen der Gruppennormen. Diese als Ethnozentrismus (auf ganze Gesellschaften bezogen spricht man von Nationalismus) bezeichnete Haltung hat aber auch negative Wirkungen: die falsche Wahrnehmung anderer Gruppen, erhöhte Konfliktbereitschaft, da Fremdgruppen als potenziell bedrohlich erscheinen, und eine geringe Wandlungsfähigkeit, da man sich gegen fremde Einflüsse abschottet.

    Es ist in der Sozialpsychologie umstritten, ob nur reale Interessenkonflikte und Wettbewerbssituationen zwischen Gruppen zu abwertenden Vorurteilen und zu Feindseligkeit führen, oder ob nicht auch andere soziale Problemlagen, die als Bedrohung der Gruppenposition erlebt werden, ähnliche Folgen haben können, zum Beispiel Wirtschaftskrisen, Einwanderung, Arbeitslosigkeit, Kriminalität. Neuere Forschungen heben die Bedeutung von Intergruppenangst als Ursache für die Entstehung von Vorurteilen hervor, wobei sie verschiedene Bedrohungsdimensionen unterscheiden:
    • Reale Bedrohungen der ökonomischen oder sozialen Situation der Eigengruppe. Man sieht sich in einer Konkurrenzsituation mit Zuwanderern oder einheimischen Minderheiten: "Die Ausländer nehmen uns die Arbeitsplätze weg" oder "Die Aussiedler bekommen Wohnungen zugewiesen und wir nicht". Es reicht aus, dass sich Individuen oder Gruppen im Vergleich zu anderen benachteiligt fühlen, um entsprechende Vorurteile entstehen zu lassen. Die Sozialpsychologie spricht von "relativer Deprivation" (Benachteiligung), da es nicht um eine tatsächliche Verarmung, Arbeitslosigkeit oder Obdachlosigkeit einer Person oder von Gruppen gehen muss; es reicht, dass man andere als unberechtigterweise bevorzugt ansieht. Wichtig für die Vorurteilsbildung ist dabei nicht so sehr die individuelle relative Deprivation (Bezug von Sozialhilfe), sondern die kollektive oder fraternale (Bevorzugung von Gruppen bei der Sozialhilfe), die sich aus einem Vergleich mit einer Referenzgruppe ergibt.

    • Symbolische Bedrohungen, die sich aus den wahrgenommenen Unterschieden in Kultur, Werten und Lebensstilen ergeben (heute etwa die Furcht vor dem islamischen Fundamentalismus).

    • Gefühle der persönlichen Bedrohung in Kontakten mit Mitgliedern fremder Gruppen, über die negative Stereotype existieren (Stichwort: Ausländerkriminalität).



    Moderne, in stetem Wandel begriffene Gesellschaften produzieren im Grunde ständig Situationen von Konkurrenz und Unsicherheit und damit Anlässe für Vorurteilsbildung, da immer Individuen und soziale Gruppen relativ zu anderen in ihrem sozialen Status absteigen und/oder neue ethnische Gruppen zuwandern. Im sozialen und ökonomischen Aufstieg der Juden von einer weitgehend verarmten und verachteten Randgruppe zu einer wohlhabenden bürgerlichen Minderheit in vielen europäischen Ländern im Laufe des 19. Jahrhunderts lag eine Wurzel für den modernen Antisemitismus, der in der Wirtschafts- und Modernisierungskrise des späten 19. Jahrhunderts zur politischen Bewegung und umfassenden Weltanschauung wurde. In ähnlicher Weise haben sicherlich der rapide soziale Wandel in den letzten beiden Jahrzehnten, der manche herkömmliche Kenntnisse und Fähigkeiten obsolet werden ließ, die mit der Globalisierung und der Zuwanderung erweiterte Konkurrenzsituation und die neoliberale Konkurrenzideologie ein Klima geschaffen, das die Entstehung von Vorurteilen und Abwehr des Fremden in Teilen der Gesellschaft begünstigt, insbesondere unter den so genannten Modernisierungs- oder Individualisierungsverlierern, die in der nationalistischen Überbewertung der Eigengruppe einen letzten Halt suchen.
    Demokratie ist ein Verfahren, das garantiert, daß wir nicht besser regiert werden, als wir es verdienen.
    (George Bernard Shaw)

    Die Demokratie setzt die Vernunft des Volkes voraus, die sie erst hervorbringen soll.
    (Karl Jaspers)

    Wenn es morgens um sechs Uhr an meiner Tür läutet und ich kann sicher sein, daß es der Milchmann ist, dann weiß ich, daß ich in einer Demokratie lebe.
    (Winston Churchill)

  6. #6
    Bereut nichts Benutzerbild von Kaiser
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    Standard

    Der Durchschnittsmensch zieht es vor Fehler bei anderen zu suchen als bei sich selbst. Der Durchschnittsmensch zieht es auch vor jemanden zu hassen als sich mit der anderen Position auseinanderzusetzen.

    Feindbilder sind daher stets ein passendes Integrations-, Ansporn- und Ablenkungsmittel für die Massen von Seiten der Politik gewesen. Ich würde sogar so weit gehen, daß ein System ohne Feindbild nicht existieren kann. Sobald ein Mensch sich mit etwas identifiziert ist es nur natürlich das es auch eine Gegenseite gibt. Das ist ein Verhältnis wie Licht und Schatten.

    Selbst Demokratien brauchen unentwegt Feindbilder. Nehmen wir die USA. Wann hatte dieser Staat kein Feindbild? Wann hatte die BRD kein Feindbild?
    Siegen heißt Leben

  7. #7
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    Standard

    Kaiser, das sehe ich genauso. Deshalb freuen sich Bush und co hinter vorgehaltener Hand und führen sich im nahen Osten auf wie der Elefant im Porzellanladen.
    "Ideologie ist der Versuch, die Straßenbeschaffenheit zu ändern, indem man neue Wegweiser aufstellt", Carlo Manzoni, it. Schriftsteller

    "Der Mensch ist das einzige Tier, das sich für einen Menschen hält.", Thomas Niederreuther, dt. Schriftsteller

  8. #8
    Mitglied Benutzerbild von hbss
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    Standard

    JA
    DAS IST CHRISTLICH

    jeder hat Angst vor jedem und macht im Dialog Rangordnung.
    Beispiel Lehrer Schueler.

    L will eindruck machen.
    S will auf Fuesse treten.

    Das gibt Selbstzuwendung.
    Manila.
    You are never alone.
    but:
    You are never alone.

  9. #9

    Standard

    Zitat Zitat von Kaiser
    Ich würde sogar so weit gehen, daß ein System ohne Feindbild nicht existieren kann. Sobald ein Mensch sich mit etwas identifiziert ist es nur natürlich das es auch eine Gegenseite gibt. Das ist ein Verhältnis wie Licht und Schatten.
    Selbst Demokratien brauchen unentwegt Feindbilder. Nehmen wir die USA. Wann hatte dieser Staat kein Feindbild? Wann hatte die BRD kein Feindbild?
    Da kann ich nur zustimmen. Eine Gesellschaft, ein Staat und was auch immer kann nicht ohne Feindbilder auskommen. Jetzt sind es die Terroristen. Früher waren es die Juden. Es wird immer etwas geben.
    Es scheint mir fast so, als würden die Feindbilder oft aus Langeweile geschmiedet. Oder als würde man extra lange und durchdringlich nach etwas Verwerflichem suchen, bis man wirklich was gefunden hat, was man gegen das neue "Feindbild" verwenden kann.
    "Erst wenn Mauern einreißen und der letzte Stein gefallen ist, haben wir unsre Freiheit wieder!"

  10. #10
    Mitglied Benutzerbild von hbss
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    Standard

    Zitat Zitat von Rape[ME]
    Da kann ich nur zustimmen. Eine Gesellschaft, ein Staat und was auch immer kann nicht ohne Feindbilder auskommen. Jetzt sind es die Terroristen. Früher waren es die Juden. Es wird immer etwas geben.
    Es scheint mir fast so, als würden die Feindbilder oft aus Langeweile geschmiedet. Oder als würde man extra lange und durchdringlich nach etwas Verwerflichem suchen, bis man wirklich was gefunden hat, was man gegen das neue "Feindbild" verwenden kann.
    Nicht der Staat.
    der Mensch.
    Und weil jeder so ist muss der Staat auch so sein.
    Lustiges deutsches Beispiel:Bayern gegen Preussen.
    Manila.
    You are never alone.
    but:
    You are never alone.

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