Der folgende Brief stammt aus der Sammlung "Feldpostbriefe aus Stalingrad".
Der Gefreite Helmuth Gründling (20 Jahre alt):
---------------------Ich muss mir die Frage stellen, ob es für mich als Einzelnen überhaupt nötig ist, daß Deutschland groß und mächtig ist.
Könnte man nicht als Angehöriger eines politisch machtlosen Staates genauso glücklich und zufrieden leben?
War die Kleinstaaterei nicht geradezu ein Idealzustand für ein gemütliches Dasein? Für eine Blüte von Kunst und Wissenschaften?
Ich weiß, heute wird man ob solcher Gedanken als Ketzer verschrien, aber die Leute, die in dieser Frage ihre Schnauze am weitesten aufmachen sind leider da wo die politische Größe des Reiches erkämpft wird nicht zu finden.
Aber das ist ja das alte Lied, das alte Leiden.
So wie ich jetzt denke, haben schon Hunderttausende vor mir im Weltkrieg (1.WK) gedacht und denken jetzt Millionen von Soldaten.
Aber keine Revolution ist im Stande, das zu ändern.
Darum will ich auch jetzt diese hoffnungslose Platte abstellen.
Ich denke, wir sind uns einig, daß man heutzutage besser in Dänemark leben kann als in Deutschland.
Größe und Macht sind nicht gleichzusetzen mit Lebensqualität und Glückseeligkeit.
Dieser Brief ist bemerkenswert in seiner Tiefgründigkeit, aber er ist natürlich nicht aussagekräftig.
Vermutlich hätte der gleiche Soldat noch ein halbes Jahr zuvor das genaue Gegenteil geschrieben.
In einer Extremsituation wie Stalingrad, die kaum einen Vergleich kennt, ist es verständlich, daß die Soldaten den Glauben an Gott und die Welt and Führer, Volk und Vaterland verlieren.
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Abgesehen von allen Umständen:
Könntet ihr euch vorstellen, daß es sich besser leben würde in der post-Napoleonischen Kleinstaaterei?
Der Vorteil wäre, das jedes Bundesland größere Macht hätte als heute und man sich quasi das Land seines Vertrauens auswählen könnte.
Man könnte dorthin ziehen, wo seine politischen Vorstellungen am ehesten vertreten werden.
Jedes Bundesland hat auch heute eigene Mentalitäten. Wären z.B. die Bayern Alleinherrscher über Deutschland, so hätten wir sicher kein Ausländerproblem.
Nun ist es aber so, daß die Bayern auch nur ein Vasall der BRD sind und somit genauso darunter zu leiden haben.
Es ist ein bißchen wie die Frage, Dorf oder Stadt?
Um es mal über Deutschlands Grenzen hinaus zu formulieren:
Ich würde verdammt gerne in Dänemark leben (könnte ich es mir leisten).
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Natürlich wird niemand widersprechen, daß ein großes, mächtiges Deutschland mit gescheiter national-orientierter Führung das Beste wäre.
Im Realzustand hingegen stelle ich mir die Frage, ob nicht weniger mehr wäre...