Als „Conquistadores“ bezeichnen viele Ureinwohner die europäischen und
nordamerikanischen Dienstleistungsunternehmen, die seit einem Jahrzehnt
zwischen Rio Grande und Feuerland Wasserwerke und andere ehemals
staatliche Versorgungsbetriebe übernehmen.
Die neuen „Eroberer“, „ Suez“, „Bechtel“ oder „RWE-Thames-Water“ kamen mit
der Macht des Stärkeren und profitierten von der Strategie von Weltbank und
Internationalem Währungsfonds. Die nutzten die Finanznöte der verschuldeten
Staaten Lateinamerikas zur Durchsetzung ihres Marktradikalismus und
verweigerten Kredite, wo nicht privatisiert wurde.
(...)
Ausgerechnet im armen Bolivien erprobte die Weltbank ihre Idee Wasser von
Privatunternehmen bewirtschaften zu lassen.
In Cochabamba, einer Halbwüstenregion mit besonders großer
Wasserknappheit und einem Durchschnittseinkommen von unter 60 Dollar pro
Kopf ging die Konzession Ende 1999 an „Aguas del Tunari“, eine Tochter des
US-Multis Bechtel Enterprises. Als erstes, so Oscar Olivera, Quechua-Indianer
und Koordinator des „Bündnisses zur Verteidigung des Wassers und des
Lebens“ habe Bechtel die Tarife drastisch erhöht.
„
Bis zu einem Viertel des Einkommens, ging fortan für Wasser drauf.
Die Preise stiegen ständig, weil sie in Dollar festgelegt waren. Den hohen
Preis mussten wir entrichten, weil dem Multi im Vertrag eine jährliche Rendite
von 16 Prozent garantiert worden war.Außerdem wurde mit der Konzession
den Menschen verboten,, Wasserquellen wie Lagunen, Flüsse und Zisternen
zu nutzen,.“
(...)
Eine ähnliche Entwicklung auch in Argentinien. Hier entzog die Regierung
Nestor Kirchner kürzlich „Aguas Argentinas“, die Konzession. Zuletzt musste
sich Suez aus Uruguay zurückziehen. Dort hatte die Bevölkerung in einer
Volksabstimmung Wasser zu einem öffentlichen Gut erklärt.
Selva Ortiz von der Umweltorganisation REDES:
„
Uruguay ist bislang das einzige Land, das in seiner
Verfassung das Recht auf Wasser zu einem grundlegenden Menschenrecht
erklärt hat….. Die Initiative ging von verschiedenen sozialen Bewegungen aus.
Sie schlugen der Bevölkerung einen Verfassungsartikel vor, nach dem Wasser
wie Abwässer nur von staatlichen Stellen gemanagt werden dürfen..“
(...)
Auch die Strategen des Pentagon interessieren sich für die Region zwischen
dem brasilianischen Mato Grosso und der argentinischen Pampa. Im Norden
Paraguays haben die USA gerade einen neuen Stützpunkt errichtet – mit einer
3000 Meter langen Landebahn, die auch für große Transportflugzeuge
geeignet ist.
(...)
Vidal Acevedo ist leitender Mitarbeiter des ökumenischen Friedensdienstes
SERPAJ. Die Militarisierung der Region, so Acevedo, werde von militärischzivilen
Kooperationen begleitet, die bei der Bevölkerung Vertrauen schaffen
sollen.
„
Das sind Übungen von Ärzten in Uniform. Zahnärzte, Augenärzte und
Veterinäre halten Sprechstunden ab. So kommen sie der Bevölkerung näher.
Im Juli 2005 hat unser Parlament ein Gesetz beschlossen , das einreisenden
nordamerikanischen Militärs Immunität garantiert. Fast 500 nordamerikanische
Soldaten haben hier zwei oder drei Monate trainiert. (...)
Zur Offensive gehört die Einrichtung von
Militärsbasen in geostrategisch wichtigen Gebieten, Vor allem auch in
Paraguay, das viele Ressourcen aufweist, darunter eine der drei größten
Süßwasserreserven der Welt."
(...)
Mehr denn je hat sich Washington in den letzten Jahre bemüht, neue Basen in
Südamerika zu errichten: Nicht immer mit Erfolg. So lehnt Argentinien bislang
einen geforderten Stützpunkt in der Provinz Misiones, direkt über dem Acuifero
Guarani, ab.
Dort hatten interessierte Medien und Politiker immer mal wieder El Quaida
Unterstützer vermutet, aber nie Beweise vorlegen können.
Das Pentagon führt dennoch zur Begründung seiner Militärpläne eine „Theorie
der leeren Räume“ an, spricht von „Gebieten ohne Gesetz“ die zum
Schlupfwinkel für Terroristen würden.
Elsa Bruzzone ist Professorin im „Zentrum von Militärs für die argentinische
Demokratie“ in Buenos Aires. Dort arbeiten über 200 ehemalige argentinische
Offiziere.
„
Wir haben uns immer wieder intensiv mit der Politik der
Vereinigten Staaten gegenüber diesem Kontinent beschäftigt. Wir stellten dabei
fest, dass die Militärbasen tatsächlich in den Gebieten liegen, wo Wasser,
Mineralien, Erdöl und eine große Biodiversität zu finden sind.
In einem Dokument des Pentagons, das 2004 an die
nordamerikanische Regierung weiter geleitet wurde, heißt es, aufgrund des
Klimawandels werde es ab 2020 mehr Hunger und Trockenheit auf der Welt
geben. .Anschließend wird ohne Umschweife empfohlen, die
nordamerikanischen Streitkräfte überall dort zu stationieren, wo Ressourcen
aufgespürt würden. Davon hänge das Überleben der Vereinigten Staaten als
dominierende Macht auf der Welt ab.“
…
Wir haben uns darüber mit den Brasilianern ausgetauscht: Sie sind überzeugt,
dass das Amazonas-Becken umzingelt ist. Und sie täuschen sich nicht.“
„
Das Biotop des Amazonas, die Fauna des Amazonas und erst recht
das Süßwasser – das ist ein Reserve für die nächsten Jahrtausende.“
Sagt Manuel Gambeses, Luftwaffenoberst und Dozent an der brasilianischen
„Escola Superior de Guerra“
Er spricht offen von der Notwendigkeit, sich auch auf einen Guerillakrieg
vorzubereiten. Kürzlich hat eine brasilianische Militärdelegation Vietnam
besucht, um von den Erfahrungen des Vietcong im Kampf gegen die US
Amerikaner zu lernen.
„Wir haben im Amazonas, mitten im Regenwald, ein Trainingszentrum
für den Kriegsfall. Ein Modell für die Welt. Dort trainieren wir die so
genannte‚Strategie der Schwächung’: Wenn ich einem starken Mann nicht die
Stirn bieten kann, dann muss ich mir etwas anderes einfallen lassen., Wenn ich
Kriegsmethoden der Guerilla anwende, kann ich dem Feind Widerstand
leisten.“
Auszug aus dem pdf im o.a Artikel!
Es bleibt zu hoffen, daß die Strategie der Konzerne, der Weltbank und den beteiligten Industrieländern nicht aufgeht. Das sich die Bevölkerung Südamerikas der bevorstehenden Ausbeutung im ausreichenden Umfang wiedersetzen kann und das die Industrienationen endlich lernen, das es auf ein miteinander ankommt und nicht darauf als Erster sich den gesamten Kuchen zu sichern.