Im ersten Kriegswinter 1914 kam es an vielen Frontabschnitten zu ungewöhnlichen Begegnungen. Deutsche und britische Soldaten feierten gemeinsam Weihnachten.
Sie könnten sich erkennen, ins Gesicht schauen, so nahe sind sich die Gegner in
den Schützengräben. Doch wer den Kopf hebt, ist so gut wie tot.
Dezember 1914 an der Westfront in Flandern: Deutsche und Briten liegen sich hier gegenüber. Unerbittlich verfeindet. Und dennoch: An Heiligabend geschieht etwas völlig Unerwartetes.
In der Nähe von Ypern liegt das Königlich-Sächsische Regiment Nr. 134.
Stellvertretender Kompanieführer ist Kurt Zehmisch aus der Nähe von Plauen im
Vogtland. In seinen Kriegs-Tagebüchern kann man heute lesen:
O-Ton: Rudolf Zehmisch, Sohn von Kurt Zehmisch
"Meinen Leuten habe ich befohlen, dass heute, am Heiligen Abend und an den Weihnachtsfeiertagen kein Schuss von unserer Seite abgegeben wird, wenn es zu umgehen ist. Wir lösen die Erste Kompanie ab. Kaum haben wir den Schützengraben besetzt, versuchen wir, wir und die Engländer, uns gegenseitig bemerkbar zu machen. Erst pfeifen wir, worauf uns geantwortet wird. Es fällt kein Schuss mehr in unserem Abschnitt."
Nach den versöhnlichen Rufen herrscht zunächst Misstrauen. Doch dann
verlassen die ersten Soldaten die Schützengräben. Das Unglaubliche geschieht:
Statt Granaten, Schüssen, Bajonetten - nun Gesänge, Würste, Zigaretten. Briten
und Deutsche treffen sich an Heiligabend auf halber Strecke.
Sie reden miteinander, singen, trinken. Verbrüderung. Gemeinsam bergen sie die Gefallenen.