Sehr beliebt sind ja Diskussionen über alternative deutsche Kriegsstrategien. Doch was ist mit den Verbündeten? Beispielsweise Italien, welches selbst eine (schwache) Großmacht war. Das katastrophale Abschneiden der italienischen Armee im 2.WK dürfte selbst Laien bekannt sein. Was hätte Mussolini also tun können, um Italien für die Achse zu einem wertvollen Verbündeten statt einem Klotz am Bein zu machen?
Prinzipiell betrachtet, war Mussolinis Entscheidung solange neutral zu bleiben bis Frankreich faktisch geschlagen war eine weise Entscheidung. Dennoch konnten die Italiener selbst über die geschlagene frz. Armee keine nennenswerten Siege erringen. Stattdessen kamen sie kaum über die Vorkriegsgrenzen hinaus. Umso mehr trumpfte der Duce nach der frz. Kapitulation mit Forderungen auf. Neben großen Reparationen und der Forderung nach Auslieferung der frz. Mittelmeerflotte wollte Italien Savoyen, Nizza, Korsika, Tunesien, Dschibuti, Syrien und Libanon. Dem "heldenhaften" Einsatz der italienischen Armee entsprechend durfte Italien nur die ersten drei Gebiete besetzen.
Hier liegt m.E. der erste wesentliche Fehler. Mussolini hätte wissen müssen, dass diese Forderungen basierend auf dem erzielten "Erfolg" der italienischen Armee in Frankreich einfach zu lächerlich war um erfüllt zu werden. Hätte Mussolini sich auf diese großen territorialen Forderungen beschränkt und dem Deutschen Reich dafür Südtirol, große Naturallieferungen und volle Kooperationsbereitschaft für den Krieg versichert, hätte er wahrscheinlich Erfolg gehabt. Und das hätte er erreichen können OHNE Frankreich überhaupt den Krieg erklären zu müssen. Das faschistische Italien hätte so seine Position im Mittelmeerraum erheblich verstärken können und trotz Hergabe von Südtirol sein Prestige im Inneren wie nach Außen erhöht. Zudem hätte es mit Syrien-Libanon eine wertvolle Position in Arabien gehabt um für den zukünftigen Krieg gegen GB britisch Ägypten-Sudan von drei seiten anzugreifen.
Nachdem Frankreich im Juni 1940 kapitulierte schien für Mussolini der Weg zu einer umfassenden Expanion Italiens gekommen zu sein. Im September griffen die italienische Armee die Briten in Ägypten und im Oktober Griechenland an. Beide Angriffe erfolgten ohne Absprache mit Berlin. Und beide Angriffe entwickelten sich trotz großer zahlenmäßiger Überlegenheit der Italiener zum Fiasko, welche nur durch das Eingreifen der Wehrmacht verhindert werden konnte.
Hier liegt m.E. der zweite wesentliche Fehler. Mussolini hätte nach dem erbärmlichen Abschneiden seiner Armee in Frankreich gegen einen faktisch besiegten, demoralisierten und zahlenmäßig überlegenen Gegner wissen müssen, dass es keine kluge Idee ist seine ohnehin begrenzten Kräfte an zwei Schauplätzen gegen zwei ungeschlagene Gegner gleichzeitig einzusetzen. Er hätte seine Kräfte konzentriert einsetzen müssen, um auf einem Schauplatz zu siegen, d.h. entweder auf den Griechenland-Feldzug verzichten oder sich in Afrika völlig defensiv verhalten müssen. Da ein Krieg gegen Griechenland zu diesem Zeitpunkt völlig unnötig war, wäre es besser gewesen, wenn Mussolini all seine Kräfte auf die Eroberung Ägyptens konzentriert hätte. Dann hätte er für dieses Vorhaben insgesamt 200.000 Mann mit 250 Panzern, 400 Flugzeugen und etwa 700 Geschützen (Stärke der ital. Invasionsarmee in Griechenland) mehr gehabt. Angesichts einer solchen dann dagewesen Überlegenheit hätten selbst die Italiener gewonnen. Mit der Eroberung Ägyptens und des Suezkanals wäre für Italien der Weg nach Arabien und die Herrschaft über das östliche Mittelmeer sicher gewesen. Danach hätte nichts die Italiener daran hindern können nacheinander mit geballter Kraft Jugoslawien und Griechenland, ja vielleicht sogar die Türkei zu erobern.
Kurz um, eine besonnere Strategie die auf die kaum zu übersehenden Schwächen Italiens Rücksicht genommen hätte, hätte das Land auf die Straße des Sieges Richtung Verwirklichung eines zweiten Imperium Romanums führen können. Hätte Italien dadurch aus eigener Kraft die Herrschaft über den Balkan, Nordafrika und die arabische Mittelmeerküste verwirklichen können, hätte das durchaus den Sieg der Achse besiegeln können.
Nachdem Italien in Nordafrika und dem Balkan geschlagen wurde und 1941 nur durch deutsche Hilfe gerettet werden konnte, spielte es keine derartige Rolle als das es den Kriegsverlauf durch sein Gewicht hätte entscheidend beeinflussen konnte. Daher ist es m.E. müssig sich zu fragen, was Italien ab 1941 hätte besser machen können. Seine große Chance war dahin. Ein neues Imperium Romanun oder das Überleben des faschistischen Italiens hing einzig und alleine vom Sieg deutscher Waffen und dem Großmut Berlins ab.