Dieser Strang ist dazu gedacht, zu diskutieren, wie der Islam auf seine religiöse Komponente beschränkt werden kann. Dazu werde ich die Situation, so wie sie sich aus meiner Sicht darstellt, thesenhaft beschreiben und begründen. Einen Lösungsansatz präsentiere ich nicht,lediglich eine Ist-Beschreibung aus meiner Sicht.
Ich bin der Meinung, daß dieses Thema durchaus eines ist, das offen und ernsthaft diskutiert werden sollte. In Anbetracht der Erfahrung anderer Stränge, in denen eine Diskussion in weiten Teilen nicht mehr möglich ist (und möglicherweise auch durch mangelnde Ergebnisoffenheit in der Formulierung des Strangthemas kaum zu erwarten war) bitte ich eindringlich, dieses Thema - und nur dieses Thema - sachlich und nach den Gepflogenheiten einer zivilisierten Diskussion zu erörtern.
Ziel dieses Strangs ist es nicht, den Islam als "böse" hinzustellen. Gleichwohl bin ich der festen Überzeugung, daß sich im Zuge der weltpolitischen Entwicklungen (Globalisierung, EU-Erweiterung, demographische Entwicklung) durchaus die Herausforderung stellt, den Islam in demokratischen Rechtsstaaten zu integrieren.
Wie schon in anderen Beiträgen dargelegt ergibt sich diese Herausforderung in meinen Augen daraus, daß der Islam neben seinem sich aufs Religiöse beschränkenden Anteil ( z.B. Glaube an Allah, Glaube an Mohammed als von Allah gesandten Popheten) wesentlich weitreichendere Komponenten hat. Der Islam versteht sich stets als Einheit von Religion und Recht sowie Religion und Staat. Diese Einheit ist nach meiner Auffassung im modernen Rechtsstaat inakzeptabel und eine grundsätzlich Gefahr. Ich halte die Scharia mit den Werten, auf denen der moderne Rechtsstaat basiert, für prinzipiell unvereinbar: Ein Staat, in dem die Scharia gilt, kann kein Rechtsstaat sein. Da ich den modernen Rechtsstaat für eine großartige und erhaltenswerte Errungenschaft halte, stellt sich aus meiner Sicht die Herausforderung, daß Islam und Scharia zu trennen sind. Prozesse, die eine derartige Trennung initiieren, fördern oder beschleunigen, sind m.E. zu unterstützen. Das Ziel, in einem modernen Rechtsstaat der Scharia zur Geltung zu verhelfen, läuft m.E. grundsätzlich den in Rechtsstaaten üblichen Verfassungen und dem Wertekonsens, auf dem sie basieren, zuwider.
Obwohl ich selbst religiös bin, befürworte ich eine Trennung von Staat und Kirche unbedingt. Das bedeutet nicht, daß der moderne Rechtsstaat seine historischen Wurzeln zu vergessen hat.
Ich halte es jedoch für einen Mißbrauch der Religionsfreiheit, in ihrem Namen das Grundgesetz durch ein religös motiviertes Recht ersetzen zu wollen. Nun darf man zurecht fragem wieviele Muslime das überhaupt wollen. Wie in anderen Religionen auch, leben Muslime ihre Glauben nicht einheitlich, sondern in zahlreichen Schattierungen. Da offizielle Vertreter (wie z.B. der Papst für den Katholizismus (nicht für das Christentum) weitgehend fehlen, ist ein Blick auf die Empririk in Bezug auf Staaten, die sich selbst als islamisch sehen, m.E. durchaus angebracht. Hier zeigt sich eindeutig, daß keiner dieser Staaten den Ansprüchen an eine Demokratie und einen Rechtsstaat genügt. Auf der anderen Seite sind keinesfalls alle Staaten, in denen Muslime die Bevölkerungsmehrheit stellen, islamische Staaten in dem Sinne, daß eine Einheit von Staat und Religion gegeben ist und die Scharia gilt. Allerdings haben etliche Staaten mit moslemischer Bevölkerungsmehrheit, in denen diese Einheit nicht gilt, selbst unter islamistischem Terror zu leiden, wobei die Initiatoren dieses Terrors reglemäßig diejenigen sind, die der Scharia zur Geltung verhelfen wollen.
Keinesfalls möchte demnach alle Moslems zu Terroristen stilisieren. Aus oben genannten gründen halte ich eine latente Bedrohung des Rechtsstaates allerdings für real und sehe den Schlüssel zur Lösung darin, daß der Islam einen zur Aufklärung analogen Prozeß durchzumachen hat.
Im Wesentlichen stellen sich nun zwei Fragen:
1. Wie seht schätzt ihr den von mir beschriebenen Sachverhalt ein?
2. Wie könnte eurer Meinung nach eine Lösung aussehen?
Grüße
John