Der neue soziale Konflikt-Paradigmenwechsel der sozialen Frage
Bei der Betrachtung der globalen Verhältnisse in der Ära der Massenproduktion ist ein historisch singuläres Nebeneinander von integrierten Wohlstandszonen und sozial stark zerklüfteten Armutsgebieten aufgefallen.Der Prozess der Globalisierung löst nun diese alte Gegensatzstruktur auf und erzeugt ein neues Muster.
Der neue soziale Konflikt, der sich in den in Auflösung begriffenen Wohlstandszonen formiert,unterscheidet sich fundamental vom älteren sozialen Konflikt, der entlang der Gegensatzlinie von Arbeit und Kapital angesiedelt war.Die traditionelle Arbeiterbewegung hatte ihre Forderungen aus dem Standpunkt erhoben, die "produktive Arbeit" im Gegensatz zu einer unproduktioven, parasitären Klasse zu repräsentieren.Wenn etwa höhere Löhne von einem "Recht auf vollen Arbeitsertrag" begründet wurden, so verlangte man letztlich nur einen Rückfluss der geschaffenen Werte an ihre eigentliche Quelle, die Arbeit.
Die neue soziale Polarisierung dagegen kann nicht mehr auf einen solchen Ansatz aus dem industriellen Zeitalter zurückgeführt werden.
Ein Arbeitsloser kann schlecht behaupten, das hohe Einkommen eines globalen Spezialisten sei auf fremde, unrechtmäßige Leistungen zurückzuführen.
Die neue Klassenspaltung verläuft jetzt zwischen arbeitenden Reichen und parasitären Armen.Die wachsende Zahl parasitärer Armer in den sich auflösenden Wohlstandszonen wird auf die Solidarität der Reichen pochen, doch es wird ihnen nicht leichtfallen, diesen Wunsch nach umverteilender Solidarität allgemein zu begründen.
Welche Eigenschaft besitzt der arbeitslose Deutsche, die den gutverdienenden globalen Spezialisten dazu veranlassen könnte ihn und nicht etwa einen armen Inder zu unterstützen?Die bloße Eigenschaft ein "Mensch" zu sein, reicht dazu nicht aus, denn die Eigenschaft besitzt der Inder in gleichem Maße.
Es bleibt nur ein Appell an die nationale Solidarität, denn es ist allein die Eigenschaft, der deutschen Nation anzugehören, die den arbeitslosen Deutschen von seinem indischen Schicksalsgenossen unterscheidet.
Es zeigt sich also, dass nur das Konzept der Nation dazu in der Lage ist den Verfall der Wohlstandszonen zu stoppen und dem Konkurrenzwahn des Globalkapitalismus Paroli zu bieten.Der soziale Konflikt des 21.Jahrhunderts manifestiert sich im Politischen nicht mehr zwischen "armen Proletariern" und "ausbeutenden Kapitalisten", sondern zwischen den Vertretern des Nationalstaates und den Vertretern einer globalisierten und im Sinne des Neoliberalismus gleichgeschalteten "One-World".