Auto.de / 22.12.2014
Tempolimits
Exklusiv: Weitere Bundesstaaten rütteln am US-Tempolimit
Dass amerikanische Schnellstraßen einen solchen Namen kaum verdienen, hat schon so mancher Tourist aus dem Land des unbegrenzten Autobahnlimits im eigenen Portemonnaie schmerzlich erfahren müssen. Jeder Autofahrer sollte sich streng an das vorgeschriebene Tempolimit in den USA halten, Sheriffs verstehen auch bei Ausländern keinen Spaß, und ein paar Miles per Hour zu viel können ganz nett ins Geld gehen.
Unterschiede je nach Bundesstaat
Die
Höchstgeschwindigkeit auf
Autobahnen war früher
einheitlich für alle Bundesstaaten der USA geregelt, zu Zeiten der
Treibstoffkrise in den
1970er-Jahren zum Beispiel auf höchstens
55 mph (88 km/h). Seit mehreren Jahren gibt es jedoch
unterschiedliche Bestimmungen. Am schnellsten darf mit
85 mph (136 km/h) in
Texas gefahren werden, ansonsten
schwankt das erlaubte Tempo zwischen
65 mph (104 km/h) und
75 mph (120 km/h), auf
Hawaii allerdings dürfen es höchstens
60 mph (97 km/h) sein, meist sogar nur
55 mph wie im Rest der Staaten bis
Mitte der
1990er-Jahre.
Mehr Freiheit am Steuer
Jetzt
(2014) scheinen einige US-Bundesstaaten ihren Bürgern ein Stückchen mehr Freiheit am Steuer geben zu wollen. Ausschlaggebend dafür ist ein mehrere Jahre lang währender
Versuch im
Mormonen-Staat Utah, wo auf der
Interstate 15, die von
Las Vegas in Nevada nach
Salt Lake City führt, versuchsweise auf bestimmten Abschnitten die erlaubte
Spitzengeschwindigkeit auf
80 mph (130 km/h) gelockert wurde.
Überraschende Ergebnisse
Das kürzlich veröffentlichte Ergebnis der Untersuchung sorgte für Staunen. So gingen die
Zahlen der
Unfälle wegen überhöhter Geschwindigkeit um bis zu 20 Prozent
zurück, und – was niemand erwartet hatte – um den gleichen Prozentsatz verringerte sich die Anzahl jener Autofahrer, die sich zuvor über streckenweise angeordnete Geschwindigkeitsbegrenzungen großzügig
hinweggesetzt hatten. Durch diese Ergebnisse ermutigt, setzten die Behörden Utahs inzwischen das Tempolimit auf einem Drittel aller Autobahnen des Staates auf 80 mph fest.
Monatan lange Zeit ohne Limit
Diesem Beispiel wollen nun der Bundesstaat
Montana ebenso wie die Nachbarstaaten
Idaho, Utah und
Wyoming nacheifern. Das ist deshalb besonders erstaunlich, da es in Montana bis zum
Mai 1999 überhaupt
kein festes Tempolimit gab. Jeder Autofahrer musste allerdings – wie es wörtlich im Gesetz hieß –
„angemessen und vorsichtig“ unterwegs sein. Was das bedeutete, lag im
Ermessen des jeweiligen
Sheriffs vor Ort. Die Formulierung sei viel zu vage und deshalb verfassungswidrig, meinte Montanas oberster Gerichtshof und setzte diesem Verfahren ein Ende. Die Regierung gab daraufhin dem Tempo auf Autobahnen eine Obergrenze von (zurzeit immer noch gültigen)
75 mph.
Eine Lawine lostreten
Das wollen jetzt zwei Abgeordnete ändern. Der
Republikaner Scott Sales sowie der
Demokrat Jonathan Windy Boy vom
Stamm der
Chippewa-Cree-Indianer wollen es ihren Kollegen aus Texas nachmachen und in
Montana, wo knapp eine Million Menschen auf einer Fläche leben, die etwa der von Deutschland (80,6 Millionen Einwohner) entspricht,
85 mph gesetzlich erlauben. Schon jetzt vermuten Kommentatoren, dass die beiden damit eine Lawine lostreten könnten. Denn der Kern ihrer Begründung lautet:
„Unsere Bürger sollten die Freiheit haben, selbst zu entscheiden, ob sie Zeit sparen und dafür etwas mehr Geld für den Treibstoff ausgeben wollen.“ Das kommt einem doch recht bekannt vor. Hieß es doch auch hier zu Lande einmal: „Freie Fahrt für freie Bürger.“
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