Rosagrafie
Als Holger Mischwitzky 1942 in Riga, Lettland, geboren. Aufgewachsen in der DDR am Rande von Berlin in Teltow-Seehof. 1953 mussten die Eltern flüchten und siedelten sich über Umwegen in Frankfurt am Main an, wo wir im Stadtteil Praunheim wohnten. Auf dem humanistischen Wöhlergymnasium machte ich meine erste Theaterinszenierung in lateinischer Sprache. Durch den häufigen Schulwechsel brachte ich es aber nicht weit und verließ vor der Mittleren Reife die Schule, wechselte zur Kunstschule Offenbach für ein Jahr.
Dann wurde ich auf der Hochschule für bildende Künstle in die Abteilung Freie Malerei aufgenommen. Hier studierte ich Anfang der sechziger Jahre, ging aber vor einem Abschluss ab. 1967 entstand mein erstes Buch und auch mein erster Kurzfilm Von Rosa von Praunheim. Durch den Verkauf des Films an den Hessischen Rundfunk konnte ich weitere Filme produzieren. 1968 bekam ich für meinen zweiten Kurzfilm
Rosa Arbeiter auf goldener Straße Preise und wurde schnell bekannt.
1970 drehte ich drei größere Filme, darunter
Die Bettwurst, die bis heute ein Kultfilm ist und
Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation in der er lebt, mit dem ich die
neue deutsche Schwulenbewegung gründete. Durch den Skandal, den dieser Film auslöste wurde ich berühmt und berüchtigt.
Bis heute habe ich über
150 Filme gedreht.
Neben dem Thema Homosexualität habe ich Filme in und über New York gemacht (Überleben in New York) und Filme mit älteren vitalen Frauen (Evelyn Künneke und Lotti Huber). Ich habe einige Filme über Aids gemacht und mich persönlich in der Aids Krise fast 10 Jahre für Prävention engagiert. Mein Outing von schwulen Prominenten war ein Verzweiflungsschrei auf dem Höhepunkt der Aidskrise. 1992 verfilmte ich das Leben des Transvestiten Charlotte von Mahlsdorf
Ich bin meine eigene Frau. Die meisten meiner Filme sind auf vielen internationalen Festivals gelaufen.
Ich hatte unzählige Retrospektiven meiner Filme in der ganzen Welt.
Im Im Winter 1998 drehte ich in Hollywood
Can I Be Your Bratwurst, Please? mit Jeff Stryker, der bis jetzt auf über 100 internationalen Festivals lief. Im Herbst 1999 habe ich einen meiner schönsten Filme in einem Dorf in Mecklenburg-Vorpommern gedreht, Wunderbares Wrodow. Er bekam den Robert Geisendörfer Medienpreis.
Der Einstein des Sex, über den Sexualforscher Magnus Hirschfeld, kam im März 2000 in die Kinos. Im Frühjahr 2000 drehte ich für ZDF und ARTE die lange Dokumentation
Für mich gab es nur noch Fassbinder - die glücklichen Opfer des Rainer Werner F. die im Winter 2000 ins Fernsehen kam. Im Februar 2002 wurde bei den den Berliner Filmfestspielen im Panorama meine Doku
Tunten lügen nicht mit den Berliner Tunten Ovo Maltine, Tima der Göttlichen, Bev Stroganoff und Ichgola Androgyn uraufgeführt und ist seitdem auf vielen internationalen Festivals zu sehen. Mein Spielfilm
Kühe vom Nebel geschwängert mit dem Obdachlosentheater Die Ratten wurde im September 2002 auf den Filmfestspielen in Venedig gezeigt, später auf den Festivals in Hof und Rotterdam und bekam eine kleine Kinoauswertung.
Zu meinem 60. Geburtstag am 25. November 2002 drehte ich zusammen mit dem Kameramann Rene Krumenacher einen autobiographischen Film, mit dem Titel
Pfui Rosa. Im Herbst 2003 stellte ich die Dokumentation
Ratten 07 für das ZDF/ARTE her.
Dein Herz in meinem Hirn ist ein Spielfilm über Kannibalismus, der bei den Filmfestivals in Montreal und Hof 2005 gezeigt wurde. Ich hatte die Ehre mit zwei großartigen Schauspielern Martin Molitor und Martin Ontrop arbeiten zu dürfen.
Bei den Berliner Filmfestspielen 2005 durfte ich drei neue Filme zeigen.
Wer ist Helene Schwarz – eine lange Dokumentation über die Muse des deutschen Films, die 36 Jahre an der Deutschen Film und Fernsehakademie in Berlin Studenten betreut und heute immer noch im Alter von 78 Jahren dort arbeitet. Ein liebevolles Portrait einer wunderbaren Frau und eine Geschichte des deutschen Films mit vielen berühmten Regisseuren.
Männer Helden und schwule Nazis – eine lange Dokumentation über schwule Männer und ihrem Interesse an
rechtsradikalen Gedankengut.
2006 drehte ich Mit
Olga auf der Wolga eine Doku über eine Flusskreuzfahrt von Moskau nach Sankt Petersburg mit einer Gruppe von originellen Berlinern. Der Spielfilm
Sechs tote Studenten ist eine Komödie über meine Zeit als Filmprofessor.
Im Jahre 2000 offenbarte mir meine damals 94-jährigen Mutter, dass ich nicht ihr Sohn bin. Sie hatte mich in Riga während der deutschen Besatzung in einem Kinderheim gefunden. Mehr sagte sie nicht.
Im Jahr 2003 verstarb sie. Zuerst wollte ich nicht nach meiner leiblichen Mutter forschen, da ich eine liebevolle hatte. Erst später erwachte meine Neugier. Doch ohne meinen richtigen Familiennamen schien die Suche zwecklos. Durch einen lettischen Journalisten fand ich Agnese, die im Staatlichen Archiv Lettlands Erstaunliches herausfand. Ebenso erstaunlich war es, dass ich in Berlin tatsächlich meine richtige Geburtsurkunde fand. Darin stand, dass ich
1942 im
Zentralgefängnis in Riga zur Welt gekommen war. Ich dokumentierte die Suche in dem Film Meine Mütter, der auf den Hofer Filmtagen im Oktober 2007 seine Premiere hatte.
Anfang 2008 beendete ich den Film
Tote Schwule – lebende Lesben. Ich portraitiere drei Zeitzeugen der Nazizeit, Walter Schwarze, Joe Luga und Albrecht Becker, die alle inzwischen verstorben sind und fünf starke lesbische Frauen von heute.
In Hof zeigte ich im Herbst 2008 meinen Kurzfilm
Rosa Riese, einen Film über einen Massenmörder aus Brandenburg. Das Festival verlieh mir den Filmpreis der Stadt Hof, eine ganz besondere Auszeichnung für mich, da ich seit über 20 Jahren eng mit dem Festival verbunden bin, dort 14 Filme zeigen durfte.
2009 drehte ich den Film
Rosas Höllenfahrt, einen Dokumentarfilm, in dem ich mich auf die historischen Spuren der Höllenvorstellungen verschiedener Religionen und Kulturen begebe.
Eine Retrospektive in New York entfachte meine Liebe zu der Metropole neu. Ich wollte unbedingt wieder einen New-York-Film drehen. Ich traf viele Protagonisten meiner früheren Filme wieder und so entstand die Idee zu der Dokumentation New York Memories, die Fortsetzung meines Kinoerfolges Überleben in New York.
Auf der Berlinale 2011 hatte mein neuer Film
Die Jungs vom Bahnhof Zoo, ein Film über männliche Prostitution in Berlin, Premiere.
2012 drehte ich mit
Rosas Welt 70 neue Filme zu meinem 70. Geburtstag und bekam das Bundesverdienstkreuz.
2015 war die Premiere meines Films
Härte mit Luise Heyer und Hanno Koffler in den Hauptrollen.
2017 dreht ich eine Doku über Künstler*innen im Berliner Stadtteil Neukölln mit dem Titel
Überleben in Neukölln.
2018 Ausstellung in der Akademie der Künste Berlin Abfallprodukte der Liebe und die Premiere meines Theaterstücks
Jeder Idiot hat eine Oma, nur ich nicht im Deutschen Theater Berlin.
2019
Darkroom - Tödliche Tropfen basierend auf einer wahren Mordserie in Berlin.
2020 Operndiven, Operntunten eine Doku über Operndiven und ihre Fans, u.a. mit Edda Moser und der kürzlich verstorbenen Edita Gruberová. Im Deutschen Theater inszenierte ich mein Theaterstück
Hitlers Ziege oder die
Hemorrhoiden des Königs.
2022
Die Nachtigall oder der grausame Sohn und
Der Hirschensprung.
Im September 2022 kommt das Dokudrama
Rex Gildo - Der letzte Tanz im Verleih von Missingfilms ins Kino.
Am 8. September 2022 ist die Premiere von
Die Bettwurst, ein Musical in der Bar Jeder Vernunft in Berlin.
Ebenfalls im September erscheint mein Roman
Hasenpupsiloch im Martin Schmitz Verlag.
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