Zitat Zitat von Coriolanus Beitrag anzeigen
Nachdem die Briten sich über Jahrhunderte hinweg ein Weltreich erobert hatten, war es wahrlich eine glorreiche Idee bayerischer und preußischer Staatsmänner, diesem imperialen Vorbild nachzueifern, um ein großes Deutsches Reich zu erschaffen. Schließlich haben *wir* doch auch ein Recht auf Kolonien in Afrika und Übersee, wie die Engländer und Franzosen?

Wer hätte ahnen können, dass *uns* das die Feindschaft dieser Völker einbringt?

Diese Bestrebung, Deutschland zu einer militärischen [sic!] Weltmacht zu machen, ging hauptsächlich von Bayern und Preußen aus. Natürlich konnte man das nicht allein bewerkstelligen, weswegen man unter der heroischen Fanfare des Patriotismus alle deutschen Stämme in dieses waghalsige Abenteuer mit hineinführen musste.

Das Ergebnis: Zwei verlorene Weltkriege und seit 78 Jahren Besatzung. Gut gemacht!

Wie immer man dazu stehen mag, ist eines unwiderlegbar wahr: Der Ehrgeiz, sich mit Imperien wie dem Vereinigten Königreich von Großbritannien oder später den Vereinigten Staaten von Amerika zu messen, ging nie von der Provinz und von uns Hinterwäldlern aus.

Wir sind hier auch nur Bauernopfer dieses Irrsinns, sich durch einen großangelegten Zusammenschluss aller deutschen Stämme, gegenüber den Großmächten zu behaupten.
Im Nachhinein lässt es sich immer vortrefflich streiten. Vor allem, wenn das Ergebnis feststeht.

Die allermeisten Historiker (Guido Knopp, MrWissen2go und Konsorten mal außen vor) dürften sich darüber einig sein, dass wenn Hitler Anfang der 1940er Jahre tot umgefallen wäre, wir wohl erst heutzutage damit beginnen würden die nach ihm benannten Straßen und Plätze umzubenennen.
Was also ist geschehen in diesen letzten 3, 4 Jahren bis Mai 1945? Ganz einfach: Es ging steil bergab

Und was ist überhaupt - aus der historischen Vogelperspektive betrachtet - der Unterschied zwischen Napoleon und Hitler?
Der Eine war vor allem erfolgreich, der Andere war vor allem nicht erfolgreich.
Heute wird der Eine als ein Pionier der gerade heutzutage ja ganz besonders trendigen "Europäischen Einigung" romantisiert, während der Andere quasi als sowas wie der antieuropäische, kinderbluttrinkende Satanist betrachtet wird.

Im Kolosseum der Geschichte wird schmutzig und mit harten Bandagen gekämpft, eben weil es dort keine "Sieger der Herzen" gibt. Nach ihnen wird in politischen Diskussionen nur von übermoralisierenden Wendehälsen gerufen, um sich selbst bzw. ihre eigene politische Agenda zu erhöhen. Die Allermeisten haben nämlich durchaus eine gewisse geschichtliche Bildung, argumentieren aber trotzdem so emotional und gefühlsduselig wie ihre Omma Erna. Omma Erna glaubt aber wenigstens wirklich dran und benutzt die Moral nicht als politisches Werkzeug...

Der wohl größte Fehler Hitlers war ein ziemlich altdeutscher: Das offene Visier.
Mit offenem Visier kann, ja MUSS man kämpfen, wenn der Kampf von einem unparteiischen Schiedsrichter begleitet und beobachtet wird. Im Kolosseum der Geschichte gibt es jedoch, wenn überhaupt (!), "nur" Gott als Beobachter und Schiedsrichter.
Was machen wir denn dann aber, wenn wir Zeuge davon werden, dass selbst "Gott" - bzw. für die Atheisten und Agnostiker "die Natur" - die Listigen und Unfairen in dieser Arena mit Sieg belohnt?