"Ich habe ja keine Wahl", murmelt einer der Männer, bevor er mit einem Ausbilder im Nacken Richtung Schützengraben rennt. Die allermeisten Männer sind von der Armee eingezogen worden, kaum einer scheint freiwillig hier zu sein, auch wenn das niemand offen sagen will.
Doch das hohe Alter der Einberufenen macht vielen schon in der Ausbildung Probleme. Die Arme schmerzen beim Werfen der Übungsgranaten. Die Männer klagen. Dass das den Rekruten Schwierigkeiten bereitet, bemerkt auch Ausbilder Valentin Rybatschuk, der konstatiert, nur einer der neuen Soldaten sei in der Lage gewesen, diese Übung korrekt auszuführen.
Ein ganz anderes Bild bietet sich in Kiew im Ausbildungszentrum bei der berüchtigten 3. Sturmbrigade. Sie gilt als kampferprobt und professionell, wird in den gefährlichsten Bereichen an der Front eingesetzt. Die Einheit rekrutiert ihre Soldaten eigenständig, mit cooler Werbung und Videospiel-ähnlichen Filmen der Fronteinsätze.
Ein junger Mann, der sich Chort nennt, schwärmt von seinen Ausbildern: "Das sindLeute, zu denen ich aufschaue, sie sind Rockstars! Sie behandeln uns wie Waffenbrüder. Sie haben durchgemacht, wovon wir alle nicht einmal zu träumen gewagt hätten." Und trotzdem seien sie Menschen geblieben, seien "anständig" und so wie er selbst. "Sie spielen keine Rolle. Sie sind hier und sprechen mit mir als wären wir Brüder, wie eine Familie."
Chort, dessen Augen vor Aufregung und Ehrfurcht glänzen, bezeichnet sich als Nationalisten. In dem Grundkurs lernt er zuerst einmal, sein Gewehr richtig zu halten, zu schießen, im Stehen, kniend und im Liegen.
Der Ausbilder korrigiert die Haltung der Rekruten. Viele der Männer sind erst Anfang 20. Sie stehen aufgereiht und umklammern ihre Gewehre, einige in Sporthosen und Joggingschuhen, die Helme sitzen schräg.
[Links nur für registrierte Nutzer]