Reichsministerium fuer Volksaufklaerung und Propaganda (RMVP)
Am 13. März 1933 wurde das
Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda per Erlass errichtet und Joseph Goebbels (1897–1945) zum zuständigen Minister ernannt. Mit 35 Jahren war er das jüngste Kabinettsmitglied in Hitlers Regierung. Als Dienstgebäude bezog das Ministerium das Palais am Berliner Wilhelmplatz Nr. 8/9.
So selbstverständlich, wie es im Nachhinein erscheint, war die Gründung eines Propagandaministeriums durch die nationalsozialistischen Machthaber im Jahr 1933 nicht. Vielmehr musste sie gegen Widerstände der konservativen Kabinettsmehrheit durchgesetzt werden. Auch behagte Goebbels die
Benennung seiner Behörde nicht und er versuchte
1934 vergeblich, eine
Umbenennung in
„Reichsministerium für Kultur und Volksaufklärung“ zu erreichen.
Darin wird zugleich sein Bestreben deutlich, alle Kunst und Kultur betreffenden Geschäftsbereiche in sein Ressort einzugliedern, womit er in Konkurrenz und auch Konflikt mit anderen Reichsministerien geriet, in deren Zuständigkeit diese Dinge bis dahin lagen oder in Zukunft liegen sollten. Die Einrichtung eines eigenen
Reichsministeriums für Wissenschaft, Erziehung und
Volksbildung unter Leitung Bernhard Rusts traf Goebbels daher besonders.
Laut einer Verordnung vom
30. Juni 1933 oblagen dem
Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda schließlich
„alle Aufgaben der geistigen Einwirkung auf die Nation, der Werbung für Staat, Kultur und Wirtschaft, der Unterrichtung der in- und ausländischen Öffentlichkeit über sie und der Verwaltung aller diesen Zwecken dienenden Einrichtungen“.
Vom Reichsministerium des Innern gingen unter anderem die Bereiche
Presse, Rundfunk und
Kunst über,
vom Auswärtigen Amt das
Nachrichtenwesen und die
Aufklärung im
Ausland, Kunst, Kunstausstellungen sowie das
Film- und
Sportwesen im Ausland. Das Reichswirtschaftsministerium, das Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft, das Reichspostministerium und das Reichsverkehrsministerium
gaben etwa vor allem den Bereich der jeweils ihre
Ressorts betreffenden
Werbung ab.
Zur Erledigung der ministeriellen Aufgaben wurden neben einem Ministerbüro und dem Staatssekretär, der zugleich als Pressechef der Reichsregierung fungierte,
sieben Abteilungen eingerichtet:
„Verwaltung und Recht“,
„Propaganda“,
„Rundfunk“,
„Presse“,
„Film“,
„Theater, Musik und Kunst“
sowie „Abwehr“.
Diese Abteilungen umfassten wiederum
mehrere Referate, wobei die Abteilung Propaganda mit
zehn Referaten, darunter
„Positive Weltanschauungspropaganda“, „Judenfrage“, „Gegnerische Weltanschauungen“ und
„Volksgesundheit“, die größte war.
Außerdem wurden in den Gauen
Landesstellen des Ministeriums eingerichtet, die ab 1937
Reichspropagandaämter hießen. Im weiteren Verlauf der nationalsozialistischen Herrschaft wurde das Ministerium weiter ausgebaut und neue Gebiete wie zum Beispiel die
„Ostpropaganda“ kamen hinzu; vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkrieges und des damit einhergehenden Personalmangels mussten dann aber auch Abteilungen zusammengelegt werden.
Veränderungen und Umstrukturierungen ergaben sich auch im personellen Bereich. So gab es Ende der 1930er Jahre schließlich
drei Staatssekretäre im Propagandaministerium, die teils mehrfach wechselten:
Walther Funk (1890–1960), der zunächst als Staatssekretär des Ministeriums fungierte, wurde 1937 zum Reichswirtschaftsminister ernannt. Ihm folgte
Otto Dietrich (1897–1952) für den Bereich „Presse“ nach; für die übrigen Gebiete wurde
Karl Hanke als Staatssekretär berufen (1903–1945). 1940/41 wurde dieser von
Leopold Gutterer (1902–1996) abgelöst und 1944 übernahm
Werner Naumann (1909–1982) den Posten. Seit 1939 war außerdem
Hermann Esser (1900–1981) Staatssekretär und als solcher zuständig für die
Lenkung und
Überwachung des
Fremdenverkehrs.
Literatur
Krings, Stefan: Das Propagandaministerium. Joseph Goebbels und seine Spezialisten, in: Hachmeister, Lutz/Kloft, Michael (Hrsg.), Das Goebbels-Experiment. Propaganda und Politik, München 2005, S. 29–48.
Mühlenfeld, Daniel: Vom Kommissariat zum Ministerium. Zur Gründungsgeschichte des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda, in: Hachtmann, Rüdiger/Süß, Winfried (Hrsg.), Hitlers Kommissare. Sondergewalten in der nationalsozialistischen Diktatur, Göttingen 2006, S. 72–92.
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