Ich laß' jetzt mal den Banausen raushängen und sage, so viel pompösen Quark, der höchstens zum Grinsen reizt, als daß er zu sittlicher Läuterung führte, kann nur ein Deutscher fabrizieren:
Die Forderung nach Freiheit und Gleichheit zu denunzieren, hasse ich. Dieses spießbürgerliche und obrigkeitsstaatliche Moralisieren kann ich nicht ausstehen, selbst wenn mir die Folgen der - nicht vergessen, erlogenen - Revolutionsparole "Liberté, Égalité, Fraternité" inzwischen klar geworden sind.Freiheit und Gleichheit! hört man schallen;
Der ruh’ge Bürger greift zur Wehr,
Die Straßen füllen sich, die Hallen,
Und Würgerbanden ziehn umher.
Da werden Weiber zu Hyänen
Und treiben mit Entsetzen Scherz;
Noch zuckend, mit des Panthers Zähnen,
Zerreißen sie des Feindes Herz.
Das Widerwärtige und durch nichts Entschuldbare Verhalten der deutschen Weiber besteht völlig anders als Schiller trötet, darin, daß sie eben nicht des Feindes Herz zerreißen, sondern, bildlich gesprochen, des eigenen Volkes.
Vom Erhabenen zum Lächerlichen ist der Schritt bekanntlich kurz und bei Schiller ganz besonders.
Des Feindes Herz zerreißt eine Esther, aber sicher nicht das deutsche Trudchen.
Zwischen Molière, Lorenzo da Ponte und Schiller liegen Welten. Verglichen mit diesen beiden großen Realisten und illusionslosen Psychologen nimmt sich der Deutsche aus wie ein Kind, das Sonntagsprediger spielen möchte.