Der Tempel- und Opferdienst war zentrales Kultgeschehen der jüdischen Religion, die erneute Zerstörung des Tempels kam einer endgültigen Verwerfung gleich, die Priesterschaft war nunmehr arbeitslos, auch der Sanhedrin stand ohne Oberpriester da. Freilich blieben Volk und Religiosität erhalten, aber ohne zentrale Kultstätte war Gott verstummt und direkter Kontakt und Sühne nicht mehr möglich. Der Talmudismus wurde zum logischen Ersatz, weil Gottes Gnade in einer Gesetzesreligion nur noch durch Steigerung von Regeln und Vorschriften erlangt werden konnte, für die nunmehr ausschließlich die Schriften und ihre Auslegungen zur Verfügung standen, denn auch die Hoffnung auf einen Messias, der die Katastrophe heilt, hatte sich nicht erfüllt (Bar Kochba).