Ist Kaeser etwa entrüstet, weil er trotz Schwarzgeldkassen und intimer Partnerschaft zu gängigen Polit-Marionetten dennoch nicht mehr Geld verdient?
Die Firma, welche er wohl implizit anspricht, hat meines Wissens etwa 200 Angestellte und nicht sechs sondern fünf Milliarden Dollar Jahresergebnis. Ferner sind diese Firmen, wie fast alle Geldverdienenden dieser Branche, keine Spekulanten sondern Teil einer Börsen-/Marktinfrastruktur, welche sie meist mit Liquidität versorgen und somit anderen Teilnehmern Risiken abnehmen. Sehr ähnlich einer Versicherungsgesellschaft. Spekulanten dagegen sind zur Hälfte Kaffeesatzleser und arbeiten daher meist ungern mit eigenem Geld/Risiko. Ohne die unschöne Aufgabe der Kundenbetreuung ließe sich auch eine Versicherung mit einer Hand voll Angestellten betreiben.

Dieses Verhältnis von Personalaufwand zu Gewinnen ist im übrigen keinesfalls ein exklusives Merkmal dieser Branche. Eine kleine bis mittlere Merchant Banking Abteilung einer herausragenden Investmentbank erwirtschaftet in guten Zeiten auch Milliarden mit überschaubarer Personalstärke. Wenn Siemens wieder einmal einige hunderte Millionen oder Milliarden Schulden platzieren lässt, fließen gleichermaßen ansehnliche Provisionen an die Underwriter bzw. das betreuende Syndicate.

Anstatt als Hobbybolschewist gesellschaftpolitische Peinlichkeiten abzusondern sollte sich Kaeser seiner Aufgabe widmen, nämlich der Steigerung von Umsatz und Gewinn. Für Siemens habe ich zumindest die Hoffnung, dass zumindest einer von Kaesers Kollegen über ein Grundverständnis und Wissen wirtschaftlicher Zusammenhänge verfügt. Andererseits wäre es wohl nicht völlig unvorstellbar, dass zu operativen oder finanziellen Fragen konzernintern kein Wissen vorhanden ist und bei Bedarf einer Big Four Firma ein weiteres Millionenmandat zugute kommt; demnach bestünde die Expertise des Senior Managements also in soziologischen, ethischen und anderweitigen, irrelevanten Gebieten.