Die Gruppenreise von Berliner Schülern ins benachbarte Polen geriet zum Spießrutenlauf. Etliche der weibli*chen Schüler sind Musliminnen, die Kopftuch tragen. Diese Tracht löste bei den polnischen Gastgebern zum Teil heftige Reaktionen aus.
Die Reise sollte sich auch mit dem Holocaust beschäftigen, daher war ein Besuch in einem jüdischen Gotteshaus vorgesehen. Aber in die Sy*nagoge von Lublin wurden die erkennbar einer islamischen Kleiderordnung zuneigenden Besucherinnen nicht einmal hereingelassen. Sicherheitsbedenken seien hierfür ausschlaggebend, hieß es von den Verantwortlichen.
Eine Schülerin beklagte, ein Kioskbetreiber habe ihr kein Wasser verkaufen wollen. In verschiedenen Geschäften seien die Mädchen nicht bedient worden. Man verkaufe nur an Polen, sei ihnen erklärt worden. Eine andere kopftuchtragende Muslimin wurde aufgefordert, einen Laden zu verlassen, weil sie zu laut telefoniert habe. Andere Kunden hätten sich davon gestört gefühlt, hieß es zur Begründung des Rauswurfs.
Seydanur Kiliç erzählt, sie und ihre Freundin hätten sich in einem Schnellrestaurant an einen Tisch gesetzt. Daraufhin hätten andere Gäste den Tisch verlassen. Andere hätten sie sogar mit Essensresten beworfen. Eine andere Schülerin mit Kopftuch sei mit brennenden Zigaretten beworfen worden. Eine weitere Schülerin berichtet, sie sei in Warschau im Hotel und in einem Einkaufzentrum beleidigt und bedroht worden.
Die Polizei sei nicht eingeschritten. Die polnische Polizei stellte den Vorgang, der sich am 21. Juni zugetragen haben soll, jedoch anders dar. Der Mann habe das orientalisch aussehende Mädchen gar nicht bespuckt, sondern „ganz normal“ auf die Straße gespuckt. Doch das Mädchen habe offenbar geglaubt, dies hätte ihr gegolten. Kopftuchträgerin Kiliç im Radio: „Wir haben auch ein Grinsen in den Gesichtern der Polizisten gesehen, und ein Pole hat uns erklärt, dass uns die Polizisten nicht helfen wollten.“ Die Polizei hingegen stellte fest, dass man Kiliç‘ Beschwerde nicht aufgenommen habe, weil sie nicht Polnisch sprechen konnte. Isra (auch mit Kopftuch): „Mit so viel Hass haben wir nicht gerechnet.“
M. K., ein erfolgreicher Rechtsanwalt und Geschäftsmann aus Stettin, der seinen Namen lieber nicht in der Zeitung lesen will, erklärt das abweisende Verhalten seiner Landsleute so: „Das islamische Kopftuch zur Schau zu stellen ist eine Provokation für die Bürger, die sich nicht zum Islam bekennen und auch nicht konvertieren wollen. Wenn ich im Irak Urlaub machte, käme ich ja auch nicht mit dem Outfit eines Kreuzritters. Kopftuch in Stettin? Das geht gar nicht.“ Dabei neigt M.K. eher der liberalen Opposition in Polen zu.