Ich mache hiermit einen Themenstrang zur metaphysischen Frage des Blutes auf, weil ja immer viel von "deutschen Blut","französischen Blut","russischen Blut" usw. bei Nationalisten die Rede ist.
"Unsere Gemeinschaften sollen Blutsgemeinschaften sein, das ist unsere erste Forderung.Was aber ist das Blut?Diese Frage ist einfach und schwierig zugleich.In ihr wirft sich der ganze Zwiespalt auf zwischen Erkenntnis und Gefühl.
Jeder der wirklich am Leben hängt,fühlt wohl,was das ist: Sein Blut.
Aber er weiß auch, dass sich von Stunden in denen dieses flüssige Element des Lebens am tiefsten bewegt ist oder am heißesten schlägt, am schwersten sprechen lässt.Nicht durch Worte offenbart sich das Blut.(...)
Das Blut ist tiefer als alles was man darüber sagen und schreiben mag.Seine dunklen und hellen Schwingungen zaubern jene Melodien hervor,die uns betrübt oder glücklich stimmen.Sie ziehen uns hin zu Personen,Landschaften und Dingen, oder sie stoßen uns zurück.(...)Durch das Blut fühlen wir uns fremd oder verwandt.Das Blut spührt die Verwandschaft von Mensch zu Mensch.
Wir leben in einer zu überfüllten Welt, um das ganze Glück empfinden zu können, das in der Entdeckung dieser Verwandschaft liegt, auch hat die Rationalisierung des Menschen die Schärfe seiner Instinkte getrübt.(...)
Aber selbst inmitten der modernen Zivilisation, in einer höchst mechanisierten Welt können wir uns dem Einflusse des Blutes nicht entziehen.(...)
Über alle Masken hinweg verständigen sich Ich und Du in einer Geheimsprache, die vor allen Sprachen ist.(...)Dieses Mehr ist das Schicksal, das die Einzelnen verbindet zu einem gemeinsamen Sinn.Mit den Sinnen nehmen wir nur die gewachsene Erscheinung wahr, aber das unterirdische Wurzelgeflecht, das überall die Keime in die Höhe treibt,dieses eingentlich Verbindende,dem der Einzelne nichts bedeutet, weil es gebärende Kraft besitzt, das ahnen wir durch das Blut und diese Ahnung verleiht uns das beglückende Gefühl einer tiefen Zusammengehörigkeit.
Eine Gemeinschaft, innerhalb deren dieses Gefühl nicht empfunden wird, ist als Gemeinschaft tot.Ein Volk ohne Blutsverbindung ist reine Masse, ein physikalischer Körper, der nicht imstande ist,die Kräfte jener höheren Region des Lebens zu entfalten, die sich weit über die Materie hebt.(...) für eine solche Gemeinschaft lohnt es sich weder zu leben, noch zu sterben, noch Kinder zu zeugen, noch irgendwie über die individuelle Sphäre hinaus tätig zu sein.Sie besitzt weder Schicksal mehr, noch Blut, das dieses Schicksal bejaht.
(...)Ein Blut ohne Schicksal ist wie eine ungeladene Batterie, wie eine Magnetnadel ohne magnetischen Zug. Die Reinheit und Hochzucht des Blutes oder die Güte seiner Mischung ist ohne diese große Kraft bedeutungslos.Nur am Prüfstein des Schicksals beweist das Blut seinen Wert.
Daher lehnen wir all jene Bestrebungen ab,die die Begriffe Rasse und Blut verstandesmäßig zu stützen suchen.Den Wert des Blutes durch das Gehirn,durch Mittel der modernen Naturwissenschaften beweisen zu wollen ,das heißt Knecht für den Herren zeugen lassen.Wir wollen nichts hören von chemischen Reaktionen,von Blutspritzungen,von Schädelformen und "arischen Profilen".Das alles muß ausarten in Unfug und Haarspaltereien.Das Blut legt keinen Wert darauf,sich auf einem Wege legitimieren zu lassen,auf dem auch die Verwandschaft zum Pavian bewiesen werden kann.Das Blut ist Brennstoff, den die metaphyische Flamme des Schicksals verbrennt.(...) Die magnetische Kraft des Blutes bedarf keiner Merkmale und Erkennungszeichen materieller Art.Seine Fahnen besitzen keinen logischen, sondern symbolischen Wert.
(...)Am Blute ist die Bewegung verehrungswürdiger als das Ziel.Das Blut kennt keinen Fortschritt, denn seinem Willen steht zu jeder Zeit, in jedem Raum und in jeder seiner Gemeinschaften das Absolute frei.(...)Nach neuen Zielen verlangt unser Blut, es fordert Ideen, an denen es sich berauschen, Bewegungen, in denen es sich erschöpfen und Opfer, durch die es sich selbst verleugnen kann.
Das Blut will der großen Liebe teilhaftig sein; es will leben oder sterben für sie."
(aus:Ernst Jünger-politische Publizistik 1919-1933)