Eine höhere Bevölkerungsdichte führte nicht automatisch zu Ackerbau und Viehzucht - es bedurfte hierzu schon besonderer, lokaler Voraussetzungen.
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Fasst man zusammen, welche Faktoren zur Herausbildung der produzierenden Wirtschaftsweise im Fruchtbaren Halbmond geführt haben, so ist als Grundlage das einmalige biogeographische Zusammentreffen von jeweils mehreren Pflanzen- und Tierarten in diesem Gebiet zu nennen, die biologisch für eine Kultivationsbeziehung zum Menschen geeignet waren. In anderen Weltgegenden, wo sich ähnliche Entwicklungen abspielten, war dies meist nur eine Pflanzenart – zum Beispiel der Reis in Südasien oder der Mais in Zentralamerika. Bei den Tieren bot sich im entsprechenden Gebiet Südasiens nur das Schwein zur Domestikation an, während es in Mittelamerika offenbar gar nicht zu einer wirtschaftlich effizienten Tierdomestikation kam, weil geeignete Tierarten fehlten. Weiterhin mussten zu den biogeographischen Grundlagen lokale Vegetationsverschiebungen hinzutreten, die im Zusammenhang der Klimaveränderungen am Übergang von der letzten Eiszeit zur Nacheiszeit erfolgten. Dabei spielten die spezifische Waldverbreitung in Vorderasien und die Möglichkeit zur temporären Ausbildung von Graslandschaften eine wesentliche Rolle. Und nicht zuletzt mussten die menschlichen Bewohner der so von der Natur bevorzugten Gebiete dazu in der Lage sein, die sich hier anbietenden natürlichen Veränderungen auch zu nutzen und sie umzusetzen. Dass dies nicht ohne Beteiligung von Seele und Geist erfolgen konnte, davon geben die mannigfaltigen in Stein gemeißelten und in Ton geformten Kultobjekte des Neolithikums in Südost-Anatolien ein beredtes Zeugnis.