Eigentlich ein ganz gutes Interview von Gysi - heute im DLF zu hören.

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"Aus dem Scheitern des Staatssozialismus lernen"

Heinemann: Die gibt es schon noch, diese Missverständnisse, auch im klassischen Sinne?

Gysi: Ja, die gibt es natürlich. Wir sind doch sehr unterschiedlich geprägt. Jetzt bin ich ja der Präsident der Partei der Europäischen Linken. Was glauben Sie, was ich da alles kennenlerne. Das geht ja noch weit über das hinaus, was ich bisher kennengelernt hatte. Ich bin bloß in so einer toleranten Phase. Ich halte das alles aus. Aber ich sage dann auch immer, wo ich anders denke und wo ich eine andere Herangehensweise an den Tag lege. Das scheint mir ganz wichtig. Wir müssen doch aus dem Scheitern des Staatssozialismus lernen.
Ich weiß ja, was er besser konnte in sozialer Hinsicht. Es gab in der Bildung keine soziale Ausgrenzung, leider eine politische. Ich bin froh, dass die politische vorbei ist, bin aber unglücklich, dass wir jetzt eine soziale haben. Es gab in der Kunst und Kultur Zensur; ich bin froh, dass die weg ist. Aber was mich stört ist, dass man sich heute bei bestimmten Künsten, bei bestimmter Kultur den Zugang leisten können muss. Das geht nicht! In der DDR hatten alle den Zugang zu der zwar zensierten, aber ja dann doch vorhandenen Kunst und Kultur.
Wissen Sie, ich bin da nie einseitig und weiß immer, ja, das war besser und das war schlechter. Aber insgesamt ist der Staatssozialismus gescheitert, weil er keine effiziente Wirtschaft hatte, keine Freiheit und keine Demokratie verwirklicht hat.