Diogenes (Kyon) von Sinope
Diogenes von Sinope war ein in Askese lebender Philosoph in Athen und Schüler des Antisthenes (und dieser wiederum ein Schüler des Sokrates). Er wurde wohl ca. 391/399 n.Chr. in Sinopeus geboren. Er gilt als
Verächter der Kultur der Mehrheitsgesellschaft und wirkte in seiner Philosophie mehr durch seine Askese.
Völlige Unabhängigkeit des Menschen von der Außenwelt und allen konventionellen Verhältnissen soll für ihn eine Bedingung der wahren Tugend gewesen sein. Als bekanntestes Merkmal gilt sein Leben in einer Tonne.
Diogenes gilt (außer allen Propheten) als erste bekannte Persönlichkeit, die sich als "Weltbürger" bezeichnete, statt Bürger einer Stadt oder eines Staates. Durch sein Bettlerleben erwarb er sich den Beinamen
Kyon (Hund), den er sofort zu seinem Vorteil umdeutete und ihn als
Titel auffasste.
Als bekannteste Anekdote aus seinem Leben gilt seine Begegnung mit Alexander dem Großen. Als einmal mehr beim Einzug Alexanders in eine Stadt die Leute ihm huldigten und
alle sich vor ihm niederwarfen, ist Diogenes der Einzige, der es nicht tut. Daraufhin sucht Alexander ihn in seiner Tonne auf und stellt ihm
einen Wunsch frei.
Diogenes antwortet:
"Geh mir ein wenig aus der Sonne",
worauf Alexander feststellt:
"Wäre ich nicht Alexander, wollte ich Diogenes sein."
Ayatollah Morteza Motahhari zitiert diese Geschichte in einem Werk über die Verhaltensweise des Prophet Muhammad (s.), um darzulegen, dass
nicht die veränderlichen äußeren Umstände die Werte eines wahrhaftigen Menschen ändern können. Dschalaleddin Rumi erwähnt Diogenes in seinem Dichtwerk Divan-i-Schams: Gestern durchsuchte der Scheich die Stadt mit einem Licht, da sie mit Dämonen vollgestopft war und humane Sicht begehrte. Es wurde ihm gesagt:
"Das kann nicht gefunden werden, wir haben schon gesucht."
Er sagte:
"Was nicht gefunden werden kann, ersehne ich Tag und Nacht."
Diogenes starb 323 v. Chr. in Korinth.
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