Daim S 153 f.:
Der Gral des rassenreinen Blutes
Das 69. Heft trägt den Titel „Der heilige Gral als das Mysterium der arisch-christlichen Rassenkultreligion" und erschien 1913.
Dieses Heft wäre nicht sehr wichtig, gäbe es nicht ein Zeugnis über einen Ausspruch Hitlers, der mit geradezu unwahrscheinlicher Genauigkeit mit dem Inhalt dieses Heftes, ebenso wie mit dem Gehalt und Ziel des Neutemplerordens, übereinstimmt. Wir erfahren von Rauschning (1)
Ausführungen Hitlers:
„Das Problem ist: Wie kann man den Rassenverfall aufhalten? Muß das so sein, wie der Graf Gobineau das gesagt hat? Die politischen Konsequenzen haben wir gezogen, keine Gleichheit, keine Demokratie! Aber soll man die Masse des Volkes ihren Weg gehen lassen, oder soll man sie aufhalten? Soll man nur eine erlesene Schar von wirklich Wissenden bilden? Einen Orden, die Brüderschaft der Tempeleisen um den Gral des reinen Blutes?
Hitler besann sich.
„Sie müssen übrigens den PARSIVAL ganz anders verstehen, als er so gemeinhin interpretiert wird, wie etwa von dem Flachkopf Wolzogen. Hinter der abgeschmackten, christlich aufgeputzten äußeren Fabel mit ihrem Karfreitagszauber erscheint etwas ganz anderes als der eigentliche Gegenstand dieses tiefsinnigen Dramas. Nicht die christlich-Schopenhauerische Mitleidsreligion wird verherrlicht, sondern das reine adelige Blut, das in seiner Reinheit zu hüten und zu verherrlichen sich die Brüderschaft der Wissenden zusammengefunden hat. Da leidet der König an dem unheilbaren Siechtum, dem verdorbenen Blut. Da wird der unwissende, aber reine Mensch in die Versuchung gestellt, sich in dem Zaubergarten Klingsors der Lust und dem Rausch der verdorbenen Zivilisation hinzugeben oder sich zu der Auslese von Rittern zu gesellen, die das Geheimnis des Lebens hüten, das reine Blut. Wir alle leiden an dem Siechtum des gemischten, verdorbenen Blutes. Wie können wir uns reinigen und sühnen? Merken Sie, daß das Mitleid, durch das man wissend wird, nur dem innerlich Verdorbenen, dem Zwiespältigen gilt. Und daß dieses Mitleid nur eine Handlung kennt, den Kranken sterben zu lassen. Das ewige Leben, das der Gral verleiht, gilt nur dem wirklich Reinen, Adeligen!«
Rauschning wußte von Lanz und seiner „Ostara" überhaupt nichts. Um so mehr spricht das für die Richtigkeit seiner Aussage.
„Einen Orden, die Brüderschaft der Tempeleisen um den Gral des reinen Blutes."
Kürzer und kompakter könnte man das Wesen des Lanzschen Neutemplerordens gar nicht umreißen.
Aber die Formulierung stammt von Hitler! Daß Hitler nun Heft 69 der „Ostara" gelesen hat, ist nicht mehr sicher, da er ja 1913 Wien verließ. Immerhin gab es die „Ostara" auch sicher in München, dafür hat Lanz bestimmt gesorgt. Wir wissen aus Zuschriften an die Schriftleitung der „Ostara", daß reichsdeutsche Soldaten die „Ostara" wie die Heilige Schrift an der Front bei sich trugen. Also erhielt Hitler, wenn er es wollte, die „Ostara" auch in München.
Immerhin wäre es natürlich auch möglich, daß Hitler eben aus gleichem Denkansatz zu einer gleichen Deutung gekommen wäre. Denn, wie aus dem gleichen Ansatz einer Rechnung bei richtiger Denkoperation gleiche Ergebnisse erzielt werden müssen, gibt es auch weltanschauliche Konsequenzen. Ein Denkansatz hat sein strukturelles Entwicklungsgesetz. Wer Rassenreinheit, „Blutsreinheit" einmal als höchsten Wert ansetzt, muß schließlich die Parsivalmythologie als ein Rassenkultmysterium deuten.
Verhält es sich so, daß Hitler dieses Heft nicht mehr kannte und nunmehr aus der inneren Logik der Rassenideologie zu seiner Parsivaldeutung kam, dann muß man die Sicherheit bewundern, mit der ein ähnliches Gewächs aus dem gleichen Samen sproß.
Nun spielt der Gral wohl schon sehr bald eine Rolle im Neutemplerorden. Die Ritterburgen der Neutempler waren ja so etwas wie Gralsburgen. Man denke an die Stelle eines schon zitierten Gedichtes:
„Aus der Sünde düstrem Tal
zu der Gralsburg lichten Höhen,
doch der Pfad zu ihr ist schmal,
wen'ge werden ihn nur gehen."
Oder man denke an die „Gralsfeier" in der Höhlenkapelle zu Staufen.
Daß Hitler sagt:
„Wir alle leiden an dem Siechtum des gemischten, verdorbenen Blutes",
also ihn miteingeschlossen, zeigt, daß er sich selbst nicht für einen hundertprozentigen Arioheroiker hielt - wohl schon wegen der dunklen Haare.
(Quelle: Daim)
Hermann Adolf Reinhold Rauschning (* 7. August 1887 in Thorn; † 8. Februar 1982 in Portland, Oregon, USA) war ein deutscher Politiker.
Der Sohn eines Offiziers studierte in Berlin Geschichte, Germanistik und Musikwissenschaft und schloss 1911 mit der Promotion zum Dr. phil. ab. Er bezeichnet sich selbst als Schüler des Münchner Komponisten und Musikprofessors Ludwig Thuille. Bis zum Ersten Weltkrieg betätigte er sich als Landwirt und brachte es im Krieg bis zum Leutnant. Nach der Wiedererstehung des polnischen Staates 1918 blieb Rauschning in Posen, wo er die Kulturarbeit der deutschen Volksgruppe leitete.
Am 21. Mai 1924 wurde er dort in die Freimaurerloge Zum Tempel der Eintracht aufgenommen.
Nach der Übersiedlung in den Freistaat Danzig im Jahre 1926 trat Rauschning 1932 in die NSDAP ein und wurde Vorsitzender des Danziger Landbundes, vom 20. Juni 1933 bis 23. November 1934 war Rauschning Senatspräsident (Regierungschef und auch de facto Staatsoberhaupt). Im Streit mit dem Danziger NSDAP-Gauleiter Albert Forster legte er sein Amt nieder und trat gleichzeitig wieder aus der NSDAP aus. 1935 musste er Danzig verlassen, ging erst in seine Heimatstadt Thorn, die seit dem Friedensvertrag von Versailles unter polnischer Regierung stand, dann in die Schweiz, siedelte 1938 nach Frankreich und im Jahr darauf nach Großbritannien über, bis er sich 1941 als Farmer in Portland in den Vereinigten Staaten niederließ.
»Gespräche mit Hitler«, Europa Verlag, Zürich und New York 1940
Als Freimaurer interessierte sich Rauschning auch besonders für Hitlers frühere esoterische “Einweihung”.
Doch verschiedene Kreise wollten die ihnen peinlichen Enthüllungen nicht hören und wiesen diese empört als Fälschungen zurück.
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