Das Unrecht der tätärätä sollte mehr thematisiert werden, das stimmt. Was insbesondere ein Schlag ins Gesicht der Opfer dieses Unrechtsstaates ist, ist diese sogenannte "Ostalgiewelle" und ihre geschichtsklitternde Wirkung. Von Zwangsadoptionen über Bautzen bis hin zu den Mauertoten sollte eine Aufarbeitung der Zeit unter diesem Regime gründlich aufgearbeitet und insbesondere im Schulunterricht thematisiert werden.
Nichtsdestotrotz sollte man, auch angesichts der massiven historischen Defizite die Viele besitzen über die Greuel im WK 2, der permanente Versuch rechter Demagogen und Hetzer diese Zeit zu relativieren oder zu negieren oder noch schlimmer zu verklären hier auch einen breiten Raum im Geschichtsunterricht einräumen. Ganz besonders wichtig ist es meiner Ansicht nach den Opfern das menschliche Gesicht zurückzugeben, das sie auch anhand der vielen Zahlen und Fakten, die sie betrafen in der öffentlichen Wahrnehmung, verloren haben. Silke Falkenstein brachte es in der Gedenkstunde im dt. Bundestag meines Erachtens nach auf den Punkt:Auch die weitere Rede von ihr bewegte nicht nur mich sehr:"Die Opfer waren keine anonyme Masse, es waren einzelne Menschen, die lachten oder weinten, die traurig oder fröhlich waren und wie wir alle Hoffnungen und Träume hatten."(Sigrid Falkenstein, Nichte einer im Euthanasieprogramm der Nazis Ermordeten.)Norbert Lammert beklagte auch das die Aufarbeitung über den Mord an rund 300.000 Behinderten lange Zeit ein großes gesellschaftliches Tabu war und Täter sogar mit Orden geehrt und Opfer vergessen wurden.Einer dieser Menschen ist Anna Lehnkering - die Tante von Sigrid Falkenstein. Nur zufällig stieß ihre Nichte auf das Schicksal der Frau, die geistig behindert war. Und die von Nazis im sogenannten Euthanasie-Programm am 7. März 1940 ermordet wurde.
Wochen später, so erzählt Falkenstein, kam ein so genannter Trostbrief mit gefälschter Todesursache. Die Mutter der ermordeten Anna hat ihn aufgehoben. Die Nichte erklärt im Bundestag: "Ob sie wirklich geglaubt hat, vielleicht glauben wollte, dass der Tod, so wie im Brief vorgetäuscht, bei der schweren, angeblich unheilbaren Erkrankung ihrer Tochter eine Erlösung bedeutet hat? Ich weiß es nicht. Bis 2003 sprach niemand in unserer Familie über Anna." [Links nur für registrierte Nutzer]
Dies wirkte sich nicht nur in dieser Richtung aus, sondern es bekamen/bekommen Nazis Witwen-Ehrenrenten und KZ-Häftlinge nicht oder müssen darum kämpfen und wenn man sich noch dazu anschaut, das viele Posten, bis hin zu dem des Bundeskanzlers (Kiesinger) auch mit Nazis besetzt wurden, ist das ein weiterer Grund der Aufarbeitung und das die Gefahr der Reduzierung demokratischer Grundwerte bei Weitem nicht gebannt ist.
Das Aufkommen einer AfD, die sich zwar gerne von dieser Ideologie distanzieren möchte, aber Leute wie Höcke toleriert und unterstützt spricht da m.E. nach Bände.