"Die dispersen Überlieferungen, ein Beweis ihrer Authentizität
Nebenbei liefert die Zerstückelung der Quelle und dieses nahtlose Aneinanderfügen der verschiedenen Teilstücke aus den Papieroriginalen, die früh getrennt wurden und an den unterschiedlichsten Orten aufbewahrt werden, einen überzeugenden Echtheitsbeweis. Abgesehen davon muß in der Glasplattenüberlieferung der definitive Beweis für die Authentizität der Quelle gesehen werden, weil diese im Schriftbild wie im Inhalt absolut identisch ist mit der andernorts gefundenen Überlieferung der Papieroriginale. Damit ist das vorliegende Tagebuch wie selten einmal in den Überlieferungsgeschichten von zerstörten Quellen über allem Fälschungsverdacht erhaben. Auch der Verdacht, daß im kommunistischen Bereich gewisse Inhalte hineingeschrieben oder ausgeblendet worden sein könnten, muß endgültig in den Bereich der Legenden verwiesen werden.
Dieser knappe Abriß zur Überlieferungsgeschichte beantwortet implizit auch schon einige Fragen nach der Echtheit der Quelle. Zweifel an der Authentizität der Tagebücher mögen oberflächlich besehen nach der Erfahrung mit den gefälschten Hitler-Tagebüchern nahe liegen, auch angesichts der Tatsache, daß große Teile der Goebbels-Tagebücher sich lange Zeit im kommunistischen Machtbereich befanden.
Reale Anhaltspunkte für einen Fälschungsverdacht wie er, wohl aus Furcht vor möglichen peinlichen Enthüllungen, vor allem von Personen aus Goebbels' năchster Umgebung, prophylaktisch geäußert wurde, lassen sich aber gerade angesichts dieser Überlieferungsgeschichte nirgends festmachen, vielmehr schnell widerlegen.
Die Parallelität und Überschneidung so relativ vieler Überlieferungsstränge, die sich nach 1945 zunächst trennten und erst später, nach langen Umwegen in Ost und West wieder zusammenkamen und dabei klare Übereinstimmung des Charakters der Tagebücher und bei der Doppelüberlieferungen von Original und originaläquivalenter Glasplattenüberlieferung auch vollständige inhaltliche Deckungsgleichheit offenbarten, sind im Falle der Goebbels-Tagebücher der stärkste Beweis ihrer Echtheit."
Quelle: Fröhlich, TGB Goebbels, Sachregister, München 2008, S. 85 f.