Zeit Online
Evangelische Kirche
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Kein Erbarmen
Ein Pfarrer outet sich in Internetforen als AfD-nah. Jetzt ist er arbeitslos. Hat er das verdient?
Manchmal, wenn es schlecht läuft, ist plötzlich alles dahin, was einem wichtig war. Thomas Wawerka, 41, hatte immer Pfarrer werden wollen, und dass er es wurde, war nicht selbstverständlich. "Ich komme nicht aus einer Pfarrersfamilie, in der man von klein auf ständig in der Kirche gewesen wäre", sagt er. "Ich stamme aus einer proletarischen Familie und war der Erste, der studiert hat." Als er, in Sachsen aufgewachsen, vor drei Jahren eine Stelle als Pfarrer bekam, in Frohburg, 1.700 Gemeindemitglieder nahe Leipzig – war er glücklich.
Aber es ging nicht lange gut. Nicht weil er mit seiner Gemeinde nicht zurechtgekommen wäre, wie er beteuert. Sondern weil er mit seiner Kirchenleitung nicht zurechtkam. "Ich dachte oft, dass ich da nicht reinpasse", sagt er. "Dass man beim Landeskirchenamt eine andere Sprache spricht als ich. Vieles kam mir surreal vor." Im Spätsommer 2016 war alles dahin. Seitdem ist Thomas Wawerka arbeitslos, und über die Gründe dafür diskutieren nicht nur die Menschen in seiner früheren Gemeinde. Nach seiner dreijährigen Probezeit wurde er nicht in den regulären Kirchendienst übernommen. Wawerka behauptet: weil seine politische Meinung, von ihm vielfach in Internet-Kommentaren geäußert, der Kirche nicht genehm gewesen sei. Er greift die Landeskirche an, sein Vorwurf: Man sortiere einen Pfarrer aus, weil der nicht "politisch korrekt" gewesen sei. Nicht opportun. Auf sehr ungewöhnliche Weise hat Wawerka dafür gesorgt, dass sein Fall Furore machte. Auf der Internetseite Sezession, betrieben vom neurechten Vordenker-Paar Götz Kubitschek und dessen Frau Ellen Kositza, äußerte er sich in einem Interview. "Offensichtlich hat jemand alle meine Kommentare gesammelt und sich bei der EKD-Leitung über mich beschwert", sagte Wawerka darin. Die Evangelische Kirche in Deutschland habe dann Druck auf Sachsens Landeskirche ausgeübt, die ohnehin in der Kritik stehe, nicht deutlich Stellung gegen Pegida und Co. bezogen zu haben. Daraufhin sei er fallen gelassen worden.
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ein Aufschrei hätte es nur gegeben wenn ein Linker oder ein Lesbe von der evangelischen Kirche entlassen worden wäre ! Verrückte Zeiten !!!