Den faschistischen Schutzwall sah ich nur als Nebenaspekt.
Fluchthinderung als Hauptgrund.
Ohne Skepsis verhungert die Demokratie.
Als Grenzsoldat warst du dumm dran. Ob du an den "Kanten" kommen würdest, konntest du kaum beeinflussen. Hättest du dann geschossen, hättest du im Zweifel einen Menschen auf dem Gewissen und heute die Justiz am Hals. Hättest du nicht geschossen oder absichtlich schlecht geschossen, hättest du schlimmstenfalls nähere Erfahrungen mit der Postleitzahl 1330 riskiert.
Ein früherer Kollege erzählte, dass ihm erst an der Grenze klar wurde, in welch unschöne Situation ihn seine stolz erworbene Schützenschnur im Falle eines versuchten Grenzdurchbruches bringen könnte. Er hatte das Glück, das nicht jeder hatte. In diesem Abschnitt hatte es kurz zuvor einen der von dir angedeuteten Fälle gegeben: Ein flüchtiger NVA-Soldat hatte zwei Grenzsoldaten hinterrücks erschossen, die sich- regelwidrig- im strömenden Regen unter einer Zeltbahn zusammengehockt hatten. Dieser Soldat hätte nun wirklich andere Möglichkeiten gehabt und wählte die schlimmste davon.
Nun stehe da mal jemand- unfreiwillig- als Grenzer und erhebe die hohen moralischen Grundsätze, welche man heute darauf anwenden möchte
Kameradenschweine waren sie nur, wenn sie als Soldaten in Uniform flüchteten. Ein Zivilist ist kein Kameradenschwein. Asozial und kriminell waren sie, weil nach dem Gesetz ein Verlassen der sozialistischen DDR ein kriminelles Delikt war. Es gab nämlich in der DDR grundsätzlich keine politischen Straftaten.
Auf diesem Weg sind wir übrigens wieder angekommen. Jede Gesinnung in rechter Richtung ist kein politisches Delikt, sondern ein kriminelles.
Wenn das einzelne Individuum nicht die Notwendigkeiten des Klassenkampfes begreift muss es halt die Kugel zu spüren bekommen könnten einige sagen.
backward never.
ignore: Lichtblau
Ja, das wurde tatsächlich von den Agitatoren und Propagandisten so gesehen. Was mich heute noch belustigt: Vor der Wende hatte von denen natürlich jeder entweder überhaupt keine Westverwandtschaft oder hatte den Kontakt zum Klassenfeind selbstverständlich abgebrochen. Nach der Grenzöffnung gab es noch kurzzeitig ein Westreiseverbot für alle Genossen. Als dieses hinfällig wurde, war selbstverständlich die Westverwandtschaft wieder aktiviert.
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