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Stimmt so nicht. Der Gewinn des Emittenten ergibt sich aus dem Spread und dem Aufgeld, und das läßt sich klar beziffern. Natürlich kommt ein zusätzlicher Gewinn hinzu, wenn die Entwicklung des Underlyings sich zu seinen Gunsten entwickelt. Aber dieser kann genausogut ausbleiben, es ensteht nur nie ein Verlust, da Emittenten von Optionen sich (wenn es sich um Banken handelt) regelmäßig hedgen.
Der Preis eines Optionsscheins oder einer Option wird nach der Optionsscheinformel berechnet.
Die einzige Möglichkeit, seinen Gewinn hochzuschrauben, besteht für den Emittenten darin, die implizite Volatilität höher anzusetzen, so daß dann bei real sinkender Volatilität auch der Kurs sinkt. Die Berechnung der Vola unterliegt keiner Formel, was "fair" ist oder nicht, entscheidet hier der Markt, sprich der Käufer.
Wenn ein Käufer eine Option erwirbt und zwischen verschiedenen Angeboten auswählt, sollte er eben (bei sonstiger gleicher Ausstattung) den Schein mit der geringsten impliziten Volatilität auswählen, da eine hohe Vola den Kurs hochtreibt und ein größeres Verlustrisiko entsteht.
Ebenso wie der Kunde einer Feuerversicherung diejenige auswählt, die bei gleicher Leistung den geringsten Beitrag verlangt. Wie bei allem regelt bei Optionen der Wettbewerb der Anbieter den Preis und verhindert, daß die Gewinne des Stillhalters durch willkürliches Hochsetzen der impliziten Volatilität zu sehr in die Höhe schießen.
Wir reden aneinander vorbei. Du schreibst von Optionsscheinen während ich von Optionen schreibe. Ersteres sind, meine ich, Schrottprodukte, die nur Retailkunden handeln. Es ist zwar überhaupt nicht mein Spezialgebiet, doch bezweifel ich, dass Banken für die Preisbildung von Optionsscheinen die Optionsformel (du meinst vermutlich Black-Scholes?) verwenden. Ich habe im Laufe meiner beruflichen Laufbahn einige Optionshändler kennengelernt und weiß daher, dass (sofern es das ist, was du Optionsformel nennst?) das Black-Scholes-Modell zumindest von institutionellen Händlern überhaupt nicht verwendet wird, weil es signifikante Fehler einführt. Wobei das Market-Making von Optionsscheinen und ähnlichen Produkten heute automatisiert geschieht. Die offiziellen Erfinder dieses Modells waren anfangs der neunziger Jahre übrigens im akademischen Bereich hoch angesehen (Merton,Scholes). Irgendwann gründeten sie mitsamt ihrer pseudowissenschaftlichen Methodologie einen Hedgefund. Investoren, die es nicht besser wussten, haben investiert. Aufgrund der Reputation der Beteiligten hatte LTCM(so nannten sie den Hedgefund) als sie implodiert sind einen gewissen Schock an den Finanzmärkten ausgelöst, sodass sogar die FED intervenieren musste - 4,5 Mrd. USD war damals noch sehr viel Geld.

Das Bemerkenswerte ist, dass selbst heute noch 'Trader' auf Youtube für ihre tolle Strategie werben, die Äquivalent zu der LTCM blow-up Strategie ist.