Ich war StloTw.
Ich war nach der Grundausbildung im Herbst 89 Nachschubbuchführer in einem Divisionsdepot. Da waren zu 80% Abiturienten. Das Proletenpack fand man bei den Panzergrenadieren, zu denen natürlich keiner Kontakt hatte. Auch ein Panzerbataillion gab es dort. Die Wehrdienstzeit sollte Stand Herbst 89 von 15 auf 18 Monate verlängert werden.
Im März 1990 hieß es hinter vorgehaltener Hand, dass es keine Verlängerung auf 18, sondern eine Verkürzung auf 12 Monate geben sollte. Diejenigen, die im Herbst 1990 anfangen wollten zu studieren, konnten das nicht glauben und schoben wie verrückt Dienste, um früher rauszukommen. Das war dann im Juli oder August hinfällig. Sie hatten mehr Dienste geschoben, als in ihren verkürzten Grundwehrdienst passte, und bekamen keine einzige Mark dafür erstattet. Die waren stinksauer. Ich konnte genau wie sie im September 90 austreten. Die Divisionsversorgungsnachschubeinheit wurde ein Jahr später aufgelöst. Die Hallen wurden in 1985/86 erst erbaut und standen dann einige Jahre nutzlos in der Gegend rum, bevor da in den 90er Jahren Asylanten reinkamen.
Aber es wird mir immer ein Rätsel bleiben, wie der Oberstleutnant im März 1990 schon so sicher sein konnte, dass die Kürzung auf 12 Monate kommen würde, obwohl die erst im Juli parlamentarisch beschlossen wurde. Zu einer Zeit, wo noch gar nicht klar war, ob es die Wiedervereinigung geben würde. Die Nachricht, dass Honecker zurücktrat, erreichte uns beim Waffenputzen. Wir haben damals die Waffen regelrecht kaputtgeputzt.
Natürlich waren die ganzen Zettis Zivilversager und Flachschüppen. Dass man aber beim Bund so schnell verblödet, hätte ich mir damals nicht vorgestellt. Eigentlich ein Abgrund, den man nicht nochmal erleben möchte, obwohl es beim Nachschub noch ziemlich gesittet zuging.
Das Detail steckt im Teufel
(Versprecher bei einer Betriebsversammlung)
Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)