Die Umgestaltung unserer Wissensbestände und nimmt rasante Züge an
Die Reformpläne machen die Physik als Schulfach überflüssig. Der Physikschüler der Zukunft soll ein gefühliger Wetterbeobachter sein. Mathematik wird dafür kaum noch gebrauchtder alte eurozentrierte weisse Physikunterricht mit der patriachalische Mathematik wird auf die Müllkippe der Geschichte entsorgt !
Vom unendlichen Universum zur geschlossenen Welt
Ein Wesenszug der Kontrollgesellschaft ist nach Gilles Deleuze, dass die Macht, äußerlich vertreten durch die Politik, nicht allein durch ihre Überwachungsinstitutionen ausgeübt wird, sondern das Denken und Fühlen der Individuen schon im Vorfeld steuert. Der Einzelne soll vermeintlich selbstkontrolliert das umsetzen, was von anderen vorgedacht wurde. Nachdem die Universitäten und Schulen jahrelang auf die Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz eingeschworen worden sind, folgt nun die neue Phase der Fächerverstümmlung, aktuell in der Physik. Dies geschieht ganz nach dem Muster der aus den Vereinigten Staaten importierten „Next generation science standards“: Man lässt namhafte Physiker die Fachentsorgung miterledigen. Diese handeln im festen Glauben, sie könnten so in schweren Zeiten die Physik als Schulfach retten.
Die Hauptfächer hat es schon vorletztes Jahr getroffen, mit katastrophalen Folgen. Nun geht es der Physik an den Kragen, sofern sie als eigenständiges Schulfach in der konturlosen Natur-Umwelt-Soße, in die Bildungsexperten sie eingerührt haben, überhaupt noch benötigt wird. Jörg Dräger, Vorstandsmitglied der Bertelsmann-Stiftung für den Bereich Bildung, ließ vor fünf Jahren verlauten, dass es mehr Mut als Geld koste, schulische Curricula und Bildungspläne für den erwünschten Wandel „von überflüssigem Fachwissen zu entschlacken“. Diesen Mut haben einige altgediente Physiker aus der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG) zusammen mit postmodernen Fachdidaktikern und Lehrkräften in einer neuen Studie aufgebracht, die das Fachwissen in ein Prokrustesbett packt.
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Wo das hinführt, lässt sich seit 2012 am Aufgabenpool Naturwissenschaften für die Sekundarstufe I in Österreich sehen: Hier werden beispielsweise Temperaturen abgelesen und Verläufe in Diagramme eingetragen, garniert mit Multiple-Choice-Aufgaben. Die Schüler dürfen sich gendergerecht in die Rolle einer Metereologin einfühlen.
Mit der neuen DPG-Studie soll jetzt deutschlandweit Anwendung finden, was in manchen Bundesländern längst schlechte Praxis ist. Die Steinbrüche der neuen Physik-Didaktik lassen sich beispielsweise in Nordrhein-Westfalen besichtigen. Dort ist der Kernlehrplan Physik für die Sekundarstufe II seit August 2014 in Kraft. Auf seiner Basis wird nächstes Jahr die erste Abiturprüfung stattfinden. Der Lehrplan glänzt mit den Kompetenzbereichen Fachwissen, Erkenntnisgewinnung, Kommunikation und Bewertung. Im Leistungskurs finden sich für den Bereich Quantenphysik folgende Befehlsoperatoren: erläutern, beschreiben, darstellen, erklären, deuten, ermitteln. Es fehlen: begründen, herleiten, nachweisen, widerlegen, zeigen. Bis auf die Schlagwörter Wellenfunktion und Aufenthaltswahrscheinlichkeit ist jeglicher konkrete Bezug zur Mathematik verlorengegangen.
Ein falsches Bild der Physik
Gegenüber den vorher geltenden Richtlinien sind in den neuen Abiturvorgaben beispielsweise herausgefallen: Quantenobjekte und Messprozesse, Schrödinger-Gleichung und Anwendungen (Wasserstoffatom, Tunneleffekt), Pauli-Prinzip (Spin, Aufbau des Periodensystems) - alles Themen mit einer engen Beziehung zur Mathematik. Entsorgt wurde auch das Desiderat des alten Lehrplans, „neben der Kenntnis wichtiger physikalischer Phänomene, Begriffe, Gesetze und Modelle mindestens gleichrangig eine Vertiefung und Weiterführung fachspezifischer Methoden und Arbeitsweisen zu vermitteln, die insbesondere dazu beitragen, Schülerinnen und Schüler physikalische Sichtweisen sowie Möglichkeiten und Grenzen naturwissenschaftlichen Denkens erfahren zu lassen“.
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Mit Blick auf den berühmten Artikel „The Unreasonable Effectiveness of Mathematics in the Natural Sciences“ des Physik-Nobelpreisträger E. P. Wigner klingt es wie Hohn, dass sich die neue Schulphysik von der Mathematik lossagt und sich mit alltäglicher Naturbeobachtung und verständnislos aufgesagten Floskeln begnügt. Schlimmer noch: Sie schluckt vorbehaltlos die Glaubensbekenntnisse, die ihr von der Didaktik vorgekaut wurden. Eine derartige Schulphysik werden die Schüler gewiss liebhaben und doch wenig spannend finden. Auf jeden Fall wird ihnen ein falsches Bild von Physik vermittelt und die Möglichkeit genommen, eine mündige Berufsentscheidung zu treffen.
Innovation mit der Abrissbirne
Zunächst werden von den Autoren ganz im Stile eines Change-Management-Prozesses Negativbilder aufgebaut und der Schulphysik mantraartig „Überfrachtung“, „Vollständigkeitsgedanken“ und das „Sammeln von Inselwissen“ vorgeworfen. Das hat in Wahrheit kein gymnasialer Physikunterricht je betrieben. Man schaue nur einmal in das Vorwort des mehr als ein halbes Jahrhundert alten „Lehrbuch der Physik“ von Oskar Höfling. Ist der Popanz erst einmal aufgebaut, wird das Zauberwort Kompetenzorientierung ausgepackt und mit den handelsüblichen Euphemismen als „innovatives Konzept für einen zeitgemäßen, nachhaltigen Physikunterricht“ angepriesen. Als hätte das Schulfach Physik nicht schon immer das Ziel verfolgt, dass Gelerntes lange wirksam bleibt. Die Floskelsprache soll darüber hinwegtäuschen, dass der geplante Umbau genau das Gegenteil von vertieftem physikalischen Verständnis befördert: das verständnislose Durchpauken von Lehrstoffen im Modus des Durchlauferhitzers, auch Bulimie-Lernen genann
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ein paar alte patriachalische Weisse wollen die Zukunft krampfhaft aufhalten - das wird diesen Rechten nicht gelingen !
Haben die Prof. schon ihre Entlassungsurkunden erhalten ???
Schöne NEUE WELT - die Umgestaltung allen Wissens schreitet voran !
unseren Enkeln werden unser Wissen nru als reaktionäre Restbestände der diversitätsfeindlichen Nazigesellschaft kennen