Zitat von
Schaschlik
Allerdings kostet ein Vollzeit SV Beschäftiger erheblich mehr als ein Hartzer. Dazu kommt, viele ALG2 Empfänger leben in Haushalten, wo anrechnungsfähiges Einkommen vorhanden ist, die tatsächlichen Kosten liegen also noch weit unterhalb. Würde man für all die ALG2 Empfänger tatsächlich Vollzeitstellen schaffen, würde es erst einmal richtig teuer und mit Sicherheit dauert es auch ein paar Jahre, bis sich daran was ändert.
Dennoch halte ich das für den richtigen Weg aus folgenden Gründen:
- ein öffentlicher Vollzeit Arbeitsmarkt mit Mindestlöhnen und halbwegs guten Arbeitsbedingungen (transparent, den gesetzlichen Vorschriften entsprechend und demokratisch legitimiert), würde erheblichen Druck auf Arbeitgeber ausüben, welche heute Teilzeitstellen mit tatsächlich Vollzeit Tätigkeit, extrem miesen Arbeitsbedingungen an der Grenze zur Sittenwidrigkeit und Vorenthaltung von Arbeitsentgelten (weil viele sich nicht wehren können). Und so etwas ist die Regel, nicht die Ausnahme im Niedriglohnsektor! Ich wollte es vor Jahren selbst nicht glauben, sehe es aber jetzt jeden Tag.
- Es werden viele notwendige Tätigkeiten wieder durchgeführt, für die es heute keinen echten Markt gibt. Man stelle sich vor, wie sauber unsere Städte sein könnten, wenn man hier massiv Arbeitskräfte einsetzt. Außerdem könnte man die öffentliche Sicherheit erhöhen und Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche schaffen, was letztlich auch der Verwahrlosung der Jugend in Ghettos entgegen wirkt. Besonders wichtig wäre auch die Bereitstellung von Bildungsangeboten für die Personen, welche der Arbeitsmarkt aufgrund von technologischen Wandel und Umstrukturierung freigesetzt hat. Technologischer Fortschritt ist wichtig, er erhöht unsere Produktivität, schont auf lange Sicht Ressourcen und schafft mehr Freizeit. Letztlich der Traum eines jeden Menschen, also wenig Arbeit tun zu müssen und trotzdem gut zu leben und sich kreativ beschäftigen zu können. Dazu müssen Menschen aber immer irgendwie am Produktionsprozess teilhaben können, weil damit auch die Verteilung der Güter und Dienstleistungen verknüpft ist. M.E. die größte Herausforderung des 21.JH.
-Zwangsläufig steigende Löhne führen wiederum zu höheren Steuereinnahmen, mehr Kaufkraft. Bessere Arbeitsbedingungen zu mehr Zufriedenheit, ggf. auch eine steigende Geburtenrate auf längere Sicht. Im Besten Fall können die Steuern dann sinken und es wird weniger öffentliche Arbeit benötigt.
ABER: es kann auch anders kommen! Die Privatwirtschaft könnte schrumpfen und die Einnahmen wegbrechen. Es gilt wie immer, den richtigen Mittelweg zu finden. Maß zu halten und den Blick für Realitäten nicht zu verlieren. Das macht gute Politiker aus und nicht diese verbohrten Betonköpfe, welche wahlweise Austeritätskurs oder Keyenismus folgen und nichts dazwischen zulassen.