Zitat Zitat von Politikqualle Beitrag anzeigen
Niedrigste Arbeitslosenzahl seit 25 Jahren
Die wahre Dimension der Arbeitslosigkeit, zu der selbstverständlich auch Unterbeschäftigung gehört, erfährt man in der gegenüberstellung von Arbeitsvolumen und Erwerbspersonenpotential. Obwohl ich übrezeugt bin, daß auch hier mittlerweile Zahlen gefälscht werden.
Das Arbeitsvolumen, also die Anzahl der geleisteten und somit auch bezahlten Arbeitsstunden, befindet sich in etwa auf dem Niveau von 1960. Eigentlich fällt es seitdem kontinuierlich, aber gegenwärtig befinden wir uns in einer günstigen konjunkturellen Situation und der aufgeblähte öffentliche Dienst tut sein übriges, so daß es sich gegenwärtig sogar rund 3% über dem 1960iger Wert befindet. Das Erwerbspersonenpotential ist seit 1960 aber um satte 70% gestiegen. Das konnte freilich auch durch niedrigere Wochenarbeitszeiten nicht annähernd abgefedert werden.
Entsprechend gibt es mindestens doppelt soviele Arbeitslose wire offiziell eingestanden und zudem immer mehr prekäre Beschäftigungen mit geringer Wochenarbeitszeit, von der die betreffenden nicht allein leben können.

Ich gehe davon aus, daß in diesem Land das Äquivalent von mindestens 10 Millionen Vollzeitarbeitsstellen fehlt. Mit "Äquivalent" meine ich, daß bspw. zwei unfreiwillig nur halbtags Beschäftigte einer fehlenden Vollzeitarbeitsstelle entsprechen, ebenso wie drei unfreiwillig übernommene zweidrittel-Stellen. Mehr als 10 Millionen, definitiv!
Ich habe in meinem Leben mehr Arbeitslose kennengelernt, die aus diversen Gründen nicht arbeitslos gemeldet waren als wirklich arbeitslos gemeldete. Zudem hat das Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung nachgewiesen, daß zwischen 34 und 44% der HartzIV-Berechtigten diese ihnen zustehenden Sozialleistungen gar nicht erst beantragen. Sie tauchen in keiner Statistik auf.
Auch Arbeitslose ohne ALG1 und ohne ALG2-Anspruch melden sich meist nicht arbeitslos, da diese gezielt durch sinnlose erniedrigende "Maßnahmen" (halbjährige Bewerbungstrainings in Teilzeit, etc...) davon abgeschreckt werden, denn auch ohne Leistungsbezug ist man nach seiner Meldung bei der Arbeitsagentur verpflichtet an diesen Maßnahmen teilzunehmen. Ist mir selbst so passiert und selbstverständlich habe ich mich sofort abgemeldet, alternativ hätte man mich wegen Teilnahmeverweigerung (halbes Jahr zwei volle Tage/Woche, dies trotz regelmäßigen Projektjobs nebenher) per Sperre zwangsabgemeldet bzw. aus der Statistik geworfen.
In einer Rechtsberatung erklärte man mir daraufhin, daß Nichtleistungsberechtigte sich im Arbeitsamt extrem unbeliebt machen und teilweise buchstäblich auf der Abschussliste stünden, wenn sie sich trotz fehlenden Leistungsanspruchs arbeitslos melden und so "grundlos" die Statistiken der Arbeitsagenturen verschlechtern.