Der neue Ikea-Katalog zeigt Möbel – mehr aber noch das korrekte Leben: Multikulti-WGs kochen vegane Menüs, Kinder knabbern rohen Brokkoli.
Ingvar, ich habe deinen Katalog durchgeblättert und bin wütend geworden. Du hast dich verändert. Du bist übergriffig geworden. Du willst mir nicht mehr nur Möbel verkaufen. Du sagst mir, wie ich leben soll.
1988, in meinem Geburtsjahr, sah man auf dem Cover deines Katalogs ein lila Sofa. Daneben stand, dass es KARLSO heiße und wie teuer es sei. 2016 steht auf dem Cover: "Entworfen für dich, nicht für irgendwen." Dein Katalog hat allein in Deutschland eine Auflage von 30 Millionen, und die Möbel sind extra für mich?
Auf dem Coverfoto sieht man eine Clique beim Abendessen, die offenbar ein Antidiskriminierungsbeauftragter zusammengestellt hat.
Früher warst du ehrlicher. Früher gab es noch Fernseher auf den Fotos, es lief Fußball. Kinder haben Spaghetti und Köttbullar gegessen. Nicht gesund, aber lecker. In deinem neuen Katalog beißt ein Kind in einen rohen Brokkoli. Das habe ich noch nie in meinem Leben gesehen.
Die meisten deiner Fotos zeigten früher Kleinfamilien: Vater, Mutter, Tochter, Sohn. Im neuen Katalog sieht man dieses Familienmodell auf einem einzigen Foto.
Fast nur Männer kochen, am besten selbst gefangene und ausgenommene Fische. Nicht mehr die homogene Kleinfamilie, sondern der möglichst heterogene Freundeskreis wird in Szene gesetzt, multiethnisch, multikulturell. Warum nennst du BILLY nicht gleich YUSSUF?
Es ist 2016, und deinen Katalog gibt es natürlich auch als App. Dort findet sich zu dem Foto ein Video. Darin essen diese schönen jungen Menschen eine Suppe, die nach Blumenkohl aussieht. Ihre Unterhaltung, ungekürzt: "Hey Leute." – "Hey Mann, danke." – "Das ist für dich." – "Das ist gut." – "Wirklich sehr gut." – "Lecker." – "Hmm, das schmeckt." Dann holt der Gastgeber eine Pfeffermühle unter dem Couchtisch hervor.
Du bist Opfer deines eigenen Erfolgs. Heute hat außerhalb des Nachmittagsprogramms von RTL 2 niemand mehr einen Fliesentisch. Alle haben helle Holzmöbel. Deswegen wendet sich die junge Avantgarde von dir ab und kauft Schränke aus der DDR. Du hast das gleiche Problem, das auch Autohersteller haben: Die Jugend will deine Produkte nicht mehr. Weil wir glauben möchten, dass wir individuell sind. Weil wir nicht mehr Unmengen konsumieren wollen – und wenn, dann klimaverträglich und nachhaltig.
In deinem Katalog gibt es eine Reportage aus dem Irak, du hast ein paar Unterkünfte für Flüchtlinge gespendet. Schön für dich. Mir würde es schon reichen, wenn du ausreichend Steuern zahltest.
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Ich glaub ich kaufe dort nie wieder was ein. Wer so politisch korrekt sein will, der kann mich mal!