User in diesem Thread gebannt : tosh |
Erstens ist das politische System vollkommen anders. Es gab bei der Abstimmung keine Fraktionsbindung (gibt’s da eh nur sehr bedingt und anders als hier), und die Brexit-Remain-Spaltung läuft quer durch die Parteien, nämlich geographisch, nach Wahlkreisen.
Ein Großteil der Abgeordneten ist pro-EU, ihre Wähler (Direktwahl, nicht Listenwahl) aber oft nicht. Wollen sie bei der (vermutlich recht bald stattfindenden) Neuwahl ihr Pfründe behalten, sollten sie tunlichst ihren Wahlkreis, nicht ihre flügellahme Chefin glücklich machen.
Zweitens gibt es kein Mittelfeld. Die meisten Brexiteers sind für einen harten Brexit, Mays Verhandlungsergebnis ist ihnen zu weich — und ganz besonders der Irland-Backstop ist inakzeptabel, ebenso wie die Zollunions-Lösung. Für die Remainers aus beiden Parteien sind genau dieselben Punkte schon zu hart, weil sie überhaupt keinen Ausstieg wollen und der Kompromiss weniger als die Norwegen-Lösung ist (warum jemand das Norwegen-Modell, zahlen und nicht mitbestimmen, wollen könnte, darfst Du mich nicht fragen). Und dann gibt es natürlich Mays Koalitionspartner, die nicht umsonst das Wort “Unionist” im Namen tragen und nur danach gucken, dass Nordirland im Reich bleibt, egal, was mit dem Reich passiert.
Und natürlich macht sich eine nicht zu verachtende Anzahl Abgeordneter nicht nur Gedanken über eine Neuwahl, sondern auch darüber, wie der nächste Chef sie sehen wird — als Gegner oder Allierter. Die Tories können May für die nächsten 11 1/2 Monate nicht absägen. Aber zurücktreten kann sie. Zum Beispiel nach einer verlorenen Wahl, die aus dem gerade gestarteten Misstrauensvotum resultieren könnte.
So wie ich das verstehe, geht es nicht um den Brexit an sich, sondern um die Konditionen, wie dieser vonstatten geht. Der Rest ist Theater. Oder sehe ich das falsch?
Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
Du hast keine Berechtigung, um die Liste der Namen zu sehen.