Zitat von
dlete
Hallo Freunde, nach längerer Zeit melde ich mich wieder einmal.
Ich hatte mich nach meinem Studium in die Schweiz abgesetzt, um meinen ersten Job anzutreten. Grund hierfür war in erster Linie der absolute desolate und immer desolater werdende Zustand meiner Heimat Deutschland, der mir gefühlt als einzigem an der ganzen Uni schwer auf's Gemüt schlug. Ich plane ein baldige Familie mit meiner Partnerin und möchte meine Kinder nicht in diesem durch und durch verkorksten und nicht zu rettenden und auch jetzt schon hochgefährlichen Multikultiirrenhaus aufwachsen lassen. Zudem ist Deutschland ein komplett leistungsfeindliches Land von Duckmäusern und Profiteuren, das die Mittelschicht bis aufs Blut aussagt, so dass es hier kaum ein redlicher, ehrlicher und aufrichtiger Mensch zu etwas bringen kann.
Kurzum, die Entscheidung war klar, wenngleich ich in schwachen Momenten den Blick aus meinem früheren Kinderzimmer auf den Bodensee vermisse. Freiburg aka "das Babylon Südbadens" habe ich hingegen noch keine Sekunde vermisst.
Hier nach einigen Monaten meine ersten Eindrück aus der Schweiz:
- Es werden anständige Löhne gezahlt, von denen man gut und sorgenfrei leben kann. Ich arbeite bei einem KMU ausserhalb der Stadt mit 200 Mitarbeitern und habe humane Arbeitszeiten.
- Mir gefällt es in der Ostschweiz sehr, obwohl die Leute von anderen Schweizern gerne verlacht werden :-)
- Die Schweizer treten mir ausnahmslos sehr freundlich gegenüber - es geht also, wenn man sich als Michel nicht präpotent proletig gibt.
- Ich wohne in einem kleinen Dorf und bin gefühlt der einzige Nicht-Bünzlis unter den Hüglis und Schmidlis. Wie wir wissen, ist das auch in der Schweiz nicht selbstverständlich. Ich find's super. Ich schaue auf Obstbäume und Hügel, die mich an die Heimat erinnern.
- Meine Freundin ist mittlerweile nachgezogen - das freut mich. Meistens.
- Man merkt, dass die Leute freier ihre wirklich Meinung sagen. Zwar etwas zurückhaltend und bedächtig, aber die Political Correctness ist hier erfreulicherweise deutlich weniger stark ausgeprägt.
Momentan fällt mir kein Grund ein, jemals wieder in Deutschland zu leben. Meine Eltern werden älter, aber in zwei Stunden bin ich dennoch bei Ihnen, sofern etwas sein sollte. Sie verstehen mich mittlerweile besser, auch das Verhältnis hat sich entspannt.
Bei meinen seltenen Heimatbesuchen fällt mir die matte Grimmigkeit der Michel auf, mittlerweile bewusster denn je. Die Schweizer sind sicher keine dauergrinsenden Grenzdebilen, aber so mürrisch sind sie bei weitem nicht. Es wirkt auf mich, als erkennen viele Deutschen langsam, was hier passiert und weiterhin passieren wird. Nichtsdestotrotz werden sie selbstverständlich jede weitere Abscheulichkeit der Regierung erdulden, ehe sie aufbegehren.
Ich bereue nichts und bin bislang sehr glücklich mit meiner Entscheidung. Die Schweiz ist kein Paradies und in den Städten ist es sicher keinen Deut besser als in Deutschland. Auf dem Land ist es dagegen wie das ländliche Deutschland der 90er - nur mit 3000 CHF mehr netto uff de Bank :-)
Ich weiß noch nicht, wohin dieser Faden führen soll, allerdings würde ich mich über Beteiligung jedweder Art sehr freuen.