Yukio Mishima

[Smultronstället]

1970 nahm der japanische Schriftsteller [Links nur für registrierte Nutzer] zusammen mit einigen Mitglieder der [Links nur für registrierte Nutzer] einen General im Hautquartier des japanischen Militärs als Geisel und verlangte, zu den Soldaten sprechen zu können.
Er trat auf den Balkon...



...und forderte zum Putsch gegen die pazistische Verfassung der Siegermächte auf.
Die Soldaten folgten diesem Aufruf nicht und zusammen mit einem seiner Anhänger beginn Mishima daraufhin Seppuku.
Seinen eigenen Maßstäben zufolge dürfte er damit wohl völlige Harmonie, völlige Reinheit erlangt haben, die er in einem seiner Bücher so beschreiben lässt:
"By turning one's life into a line of poetry writte in a splash of blood." - "Indem man sein Leben in die Zeile eines Gedichtes verwandelt, das mit einem Spritzer Blut niedergeschrieben ist."



Der Putschversuch und der anschließende Seppuku folgen auch der Handlung einer seiner Kurzgeschichten ("Patriotismus"), die er 1966 in einem Kurzfilm umgesetzt hat.
In Schwarz-Weiß gehalten und von Richard Wagners Vorspiel und Liebestod aus "Tristan und Isolde" untermalt, folgt der Stummfilm einem Lieutenant, der sich an dem Putschversuch von 1936 beteiligt hat und nun beauftragt wird, andere Putschisten hinzurichten. Er kehrt nach Hause zurück, begeht dort Seppuku und wird von seiner Frau in den Tod begleitet:



Am Morgen des gleichen Tages an dem er einen Putsch versuchte, hatte er sein vierbändiges Hauptwerk "Das Meer der Fruchtbarkeit" abgeschloßen und die letzten Korrekturen dafür an seinen Verleger geschickt.
Trotz dieser Tat, trotz seiner Überzeugungen und trotz der Tatsache, dass er im Gegensatz zu seinem zeigenössischen Landsmann Kawabata nie den Literaturnobelpreis gewann und immer nur Finalist war, wird in Japan heute jährlich der Yukio Mishima Preis verliehen.






Dieses Hauptwerk (das ich gerade lese, daher auch der Strang) gibt es komplett im Internet als PDF, einfach nach "Sea of Fertility PDF" googlen...



Was bleibt ist jedenfalls eine faszinierende Persönlichkeit, ein großer Künstler und -was immer man auch von diesem selbstzerstörerischen Drang, einen aussichtslosen Putsch zu versuchen halten mag- ein Mann, der wie ein Prise frischer Luft in dieser stickig, öden, langweiligen und biederen Hornbrillen-Intellektuellen Welt der Gegenwart ist:


"Die meisten Schriftsteller sind völlig normal geben sich aber wie wilde Männer. Ich verhalte mich völlig normal, aber innerlich bin ich krank."

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Das war's auch schon, musste ich nur mal loswerden!
Wie gesagt, sehr lesenswert! Warum sollten verrückte Schriftsteller auch immer nur Linke sein, die sich zu Tode koksen oder in der Vergangeheit Lobreden auf Stalin gedichtet haben?
Warum nicht auch mal ein Faschist, der nach einem gescheiterten Putschversuch Selbstmord begeht?


Quelle für die vielen schönen Bildchen: [Links nur für registrierte Nutzer]
Das Internet ist voller Artikel über ihn, viele seiner Bücher als PDF erhältlich.
Viel Spaß

[Coriolanus]

Worum es sich bei "Seppuku" handelt, wäre noch erwähnenswert, ist streng genommen ja kein typischer Selbstmord:

Seppuku (jap. 切腹) bezeichnet eine ritualisierte Art des männlichen Suizids, die etwa ab der Mitte des 12. Jahrhunderts in Japan innerhalb der Schicht der Samurai verbreitet war und 1868 offiziell verboten wurde.

Ein Mann, der wegen einer Pflichtverletzung sein Gesicht verloren hatte, konnte durch Seppuku die Ehre seiner Familie wiederherstellen. Weitere Gründe für Seppuku waren unter anderem Strafe für einen Gesetzesverstoß oder das sogenannte oibara (追腹), bei dem Rōnin (herrenlose Samurai), die ihren Daimyō (lokale Herren im feudalen Japan) verloren hatten, diesem in den Tod folgten, falls er es ihnen schriftlich erlaubt hatte.

Der Begriff Harakiri (腹切り, von 腹 hara, Bauch, und 切る kiru, schneiden – umgekehrte Reihenfolge der Kanji-Schriftzeichen) wird vor allem in Europa und Amerika benutzt.

[Links nur für registrierte Nutzer]

Zudem finde ich die Wertung "Faschist" für diesen Mann eher unpassend, war er doch wohl eher ein traditioneller Nationalist, bereit für seine Überzeugungen alles zu riskieren.

[BRDDR_geschaedigter]

Gibt in der BRD wirklich genug Kandidaten die für einen Seppuku in Frage kommen.

[Shahirrim]

Gibt in der BRD wirklich genug Kandidaten die für einen Seppuku in Frage kommen.

Wer zum Beispiel?

[Stanley_Beamish]

Wer zum Beispiel?

Keiner.
Weil nicht einer derjenigen, die uns die aktuellen Zustände eingebrockt haben, auch nur einen Funken Ehre im Leib hat.

[Rikimer]

Wer zum Beispiel?

Im Grunde die gesamte Elite der BRD. Aber Begriffe wie Ehre, Moral, Verantwortungsbewusstsein sind diesen Subjekten fremd.

Umso mehr ehrt das Verhalten dieses Japaners. Er ist aufgestanden für sein Land und hat, als er erkannte das ihm niemand folgte, die Konsequenzen gezogen und um die Ehre für seine Familie wieder herzustellen Seppuku gemacht.

Ich fürchte wir müssen das BRD-Führungspersonal zu diesem Schritt schon leiten. Von alleine wird da keine Einsicht kommen.

[Smultronstället]

Worum es sich bei "Seppuku" handelt, wäre noch erwähnenswert, ist streng genommen ja kein typischer Selbstmord:

Seppuku (jap. 切腹) bezeichnet eine ritualisierte Art des männlichen Suizids, die etwa ab der Mitte des 12. Jahrhunderts in Japan innerhalb der Schicht der Samurai verbreitet war und 1868 offiziell verboten wurde.

Ein Mann, der wegen einer Pflichtverletzung sein Gesicht verloren hatte, konnte durch Seppuku die Ehre seiner Familie wiederherstellen. Weitere Gründe für Seppuku waren unter anderem Strafe für einen Gesetzesverstoß oder das sogenannte oibara (追腹), bei dem Rōnin (herrenlose Samurai), die ihren Daimyō (lokale Herren im feudalen Japan) verloren hatten, diesem in den Tod folgten, falls er es ihnen schriftlich erlaubt hatte.

Der Begriff Harakiri (腹切り, von 腹 hara, Bauch, und 切る kiru, schneiden – umgekehrte Reihenfolge der Kanji-Schriftzeichen) wird vor allem in Europa und Amerika benutzt.

[Links nur für registrierte Nutzer]

Zudem finde ich die Wertung "Faschist" für diesen Mann eher unpassend, war er doch wohl eher ein traditioneller Nationalist, bereit für seine Überzeugungen alles zu riskieren.

Ja, stimmt, das ist eigentlich beides richtig.

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(Im Grunde bevorzuge ich ohnehin den Begriff "Suizid" - "Selbst-mord" ist eher so eine kirchliche Kategorie. Und was den Faschismus anbelangt, inwiefern es überhaupt sinnvoll ist, Faschismus außerhalb Italiens und Mussolinis anzuwenden, ist natürlich auch n' Diskussion an sich wert. Zumindest finde ich, dass man "Faschismus" nicht abschätzig im Sinne der Gutmenschen benutzen sollte oder meinen sollte, dass man eine Koalition zwischen sich und den Gutmenschen herzustellen versuchen sollte, indem man den Islam zum "Islamofaschismus" erklärt.)

[Makkabäus]

Das einzig Japanische was ich gelesen habe war von Koshun Takami "Battle Royale".

Richtig schöner Psycho-Thriller !!!

[Don]

Worum es sich bei "Seppuku" handelt, wäre noch erwähnenswert,

Eine eher extrem unangenehme Art, sich zu entleiben?

[Hrafnaguð]

Eine eher extrem unangenehme Art, sich zu entleiben?

Ja. Aber der Samurai hatte es im Idealfall ohne einen Laut zu vollziehen. Vor Schmerzen
zu schreien hätte als ehrlos gegolten. Hatte er den Schnitt vollendet, beugte er als Zeichen
für den Kaishakunin, seinen Assistenten, das Haupt nach vorne und ihm wurde der Kopf abgeschlagen.
Vom Shogunat bestellte Kaishakunin waren aber im Grunde auch Scharfrichter, wenn der Samurai
zum Seppuku gezwungen wurde. Im Tokugawa-Shogunat wurden viele Daimyo diesem Schicksal zugeführt,
die sich in den Augen des Shogunats als unzuverlässig erwiesen oder seperatistischer Gedanken verdächtigt
wurden.