Das
Tavistock Institute of Human Relations (TIHR) ist eine Non-Profit-Organisation, die sich mit sozialwissenschaftlicher Forschung befasst und 1947 als Ableger der Tavistock Clinic gegründet wurde.
Während des Zweiten Weltkrieges dienten viele der hauptberuflichen Mitarbeiter der Tavistock Clinic als psychiatrische Spezialisten in der Armee. Die im War Propaganda Bureau (Wellington House) ansässige Organisation entwarf Propagandakonzepte und verbreitete sie.
Diese interdisziplinäre Gruppe gründete 1947 das Tavistock Institute of Human Relations und wandte sich Fragen der Organisationsentwicklung und des sozialen Wandels zu. Zu den Gründungsmitgliedern gehörten Elliott Jaques, Henry Dicks, Leonard Browne, Ronald Hargreaves, John Rawlings Rees, Mary Luff, Wilfred Bion und Tommy Wilson als Direktor. Die Rockefeller Foundation leistete einen finanziellen Beitrag. Weitere bekannte Mitarbeiter kamen später dazu: John D. Sutherland, John Bowlby, Eric Lansdown Trist und Fred Emery[2].
Das Tavistock Institute betreibt heute Forschungen und Konsultationen im Bereich Sozialwissenschaften und angewandte Psychologie für die Europäische Union, verschiedene Abteilungen der britischen Regierung und private Auftraggeber. Das Institut verfügt über einen eigenen Verlag und ist Eigentümer und Herausgeber von Human Relations, einem internationalen Journal für Sozialwissenschaften.
- Eine Schlüsselfigur in der Geschichte von Tavistock war
Brigadegeneral John Rawlings-Rees, Autor von The Shaping of Psychiatry by War (‚Die Veränderung der Psychiatrie durch den Krieg‘). Er war vor dem Zweiten Weltkrieg medizinischer Direktor der Tavistock Clinic und maßgeblich an der Gründung des Tavistock Institutes beteiligt.
- Der Sozialpsychologe Eric Lansdown Trist war von 1946 bis 1966 Vizedirektor und Direktor sowie wichtigster Exponent des Tavistock-Ansatzes.
-
Die Psychoanalytiker Wilfred Bion und S. H. Foulkes, beide frühe Vorkämpfer der Gruppenanalyse, entwickelten neue Methoden zur Auswahl von Offizieren. Dabei beobachteten sie die Gruppendynamik in einer sogenannten führerlosen Gruppe, wo die Verantwortungsübernahme weniger über hierarchisches Befehlen als durch praktisches Tätigwerden erfolgt. Ihre Methoden führten zu einer verringerten Anzahl zurückgewiesener Offizieranwärter.
-
Ronald D. Laing diente in der Psychiatrie-Einheit der britischen Armee (British Army Psychiatric Unit).
-
Kurt Lewin, ein Mitglied der Berlin-Frankfurter Schule, und seine gruppendynamischen Theorien haben bis heute einen großen Einfluss auf die Arbeit des Institutes.
Lewin, Der Sonderfall Deutschlands (1943)
[Links nur für registrierte Nutzer]
- Eric J. Miller, seit 1969 im Institut Direktor der Group Relations Programme, erarbeitete unter anderem das Design für die Nazareth-Konferenzen.