"Und wenn wir es nicht mehr erleben werden, Vater, so wissen wir doch eins, dass es die nach uns erleben werden, nicht? Und das ist doch auch ein Trost."
(aus dem Film 'Heimkehr', 1941)
Das ist mir schon vor etwa einem Jahrzehnt in deutscsprachigen Technikforen aufgefallen. Da beschwerten sich die Leute schon damals ganz detailliert über den Niedergang von Ausbildung und Intelligenz nicht nur bei Lehrlingen.
Auch die Motivation ist nicht mehr so wie früher. Wenn es praktische oder theoretische Aufgaben gibt, lehnen sich die Bälger schon bei 70% der Gesamtaufgabe siegessicher zurück und meinen, sie hätten genug getan.
"Und wenn wir es nicht mehr erleben werden, Vater, so wissen wir doch eins, dass es die nach uns erleben werden, nicht? Und das ist doch auch ein Trost."
(aus dem Film 'Heimkehr', 1941)
Ach du Kacke, das Niveau ist sogar niederiger als zu meiner Schulzeit (hab meinen MSA damals 2004 in Berlin gemacht)
Die Aufgaben entsprechen folgendem Niveau von damals:
Basisaufgaben = Grundschule/Oberschule 6./7. Klasse
Aufgabe 2 = Grundschule 5. Klasse
Aufgaben 3, 4, 5 = Oberschule 7. Klasse
Aufgabe 6 = Oberschule 7./8. Klasse
Aufgabe 7 = Oberschule 8. Klasse
In Erinnerung an meinen lieben Bruder Stanislaw (1983-2023), gefallen in der Lugansker Volksrepublik.
Besonders verärgert waren die Lehrer über eine Aufgabe, die sich auf dem Niveau der dritten Klasse befand. Dort waren drei Ziffern (2,3,6) gegeben. Die Schüler sollten aufschreiben, welches die „größte dreistellige Zahl ist, die aus diesen Ziffern gebildet werden kann“ (Ergebnis: 632).
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Konfrontiert mit der Aussage, dass etliche Lehrer die diesjährigen Aufgaben leichter als 2015 einschätzen, hieß es aus der Bildungsverwaltung, dass die Aufgaben wie stets „vorab pilotiert“ wurden. Eine signifikante Häufung „einfacher“ Aufgaben sei dabei nicht beobachtet worden. In Bezug auf besagte Drittklässleraufgabe sagte Behördensprecherin Beate Stoffers, „in prüfungsdidaktischer Hinsicht“ könne es angezeigt sein, „durch eine einfache, einführende Fragestellung die Aufmerksamkeit der Schüler auf bestimmte Gesichtspunkte zu lenken, die für die folgende Bearbeitung der folgenden Aufgaben wichtig sind“.
Die Art des Unterrichts müsse verändert werden
Die bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion, Regina Kittler, selbst Mathematiklehrerin, findet die diesjährigen Aufgaben „vielfältig, anwendungsorientiert und eindeutig formuliert“, plädiert aber angesichts der noch immer hohen Durchfallquoten in Mathematik dafür, „nicht den Anspruch nach unten zu schrauben, sondern die Art des Unterrichts zu verändern“.
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Es ist ein ziemliches Kunststück, in Berlin keinen Schulabschluss zu bekommen. 100 Brücken baut der Senat den jungen Leuten, damit sie bloß irgendein Papier nach Hause tragen können, das dann Berufsbildungsreife oder Mittlerer Schulabschluss heißt. Eine Nachprüfungsmöglichkeit jagt die nächste, um doch noch irgendwie die Kurve zu kriegen. Jetzt wurde offenbar erneut das Aufgabenniveau in zentralen Prüfungen gesenkt, damit noch ein paar Schüler mehr über die entscheidenden Hürden kommen. Immer in der Hoffnung, dass es ein paar weniger Schüler sein mögen, die durch alle Netze fallen.
Berlins Schulen haben nur noch ein mildes Lächeln für diese Art der Bemühungen übrig. Denn sie wissen, dass es oftmals nicht die Mathematikaufgaben sind, an denen etliche ihrer Schüler scheitern, sondern ganz einfach die fehlende Bereitschaft, überhaupt in der Schule zu erscheinen. Alle publikumswirksamen Initiativen gegen Schwänzer verlaufen im Sande, weil die vollmundigen Sanktionen nicht greifen: Die Ordnungsämter sind gar nicht imstande, sich gegen tausende Familien durchzusetzen, die entschlossen sind, am Staat vorbeizuleben.
Hier wartet eine schöne Aufgabe auf den künftigen Senat, der im Herbst gewählt wird: herauszufinden, wie er jene Schüler erreichen kann, die eine derart offene Beziehung zu ihrer Schule pflegen, dass sie sich von ihr noch nicht einmal ein Abschlusszeugnis hinterherwerfen lassen wollen.
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Ein Neuköllner Schulleiter, der schon seit 20 Jahren über diese Frage nachdenkt, empfiehlt, ein Anreizsystem zu schaffen: Familien sollten eine Art Pflichtenheft führen und einen Aufschlag auf ihr Hartz-IV-Budget bekommen, falls sie das schulische Vorankommen ihrer Kinder unterstützen. Wenn nichts helfe, müsse man die Kinder aus den Familien herausnehmen, nennt er als denkbare Notlösung.
Was nach Law-and-Order klingt, ist nichts anderes als die logische Konsequenz aus der Beobachtung, dass selbst Bataillone von Sozialarbeitern, Lehrern und Lesepaten an ihre Grenzen stoßen, wenn sie es mit Familien zu tun haben, die ihre Schuldistanz bereits in der zweiten oder dritten Generationen pflegen. Zumal diese Schicht nicht kleiner, sondern eher größer wird: Von Jahr zu Jahr wächst der Anteil der Kinder, die aus Sozialtransferfamilien kommen und überhaupt nicht mehr wissen, wie das überhaupt geht: morgens aufstehen, sich anstrengen, eigenes Geld verdienen.
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Zu bedenken ist im Falle von Mathe und Physik, dass angehende Lehrkräfte nicht das gesamte Mathematik/Physik Studium absolvieren, sondern nur einen kleinen Teil davon. Das, was sie später unterrichten ist ohnehin nicht Mathematik, sondern Rechnen. Die genauen Studienpläne ändern sich regelmäßig, ein mir bekannter Mathematik-Professor hatte sich kürzlich jedoch geärgert, dass angehende Mathelehrer nicht hinreichend in ihrem Fach ausgebildet werden. Beispielsweise würde die ordinäre Mathematiklehrer Ausbildung nicht einmal mehr die Integration im Raum in krummlinigen Koordinaten lernen, was jedoch zum Begreifen beispielsweise des Kugelvolumens wesentlich ist.
"Wenn die Deutschen zusammenhalten, so schlagen sie den Teufel aus der Hölle!"- Otto von Bismarck
"Journalisten: die Geburtshelfer und Totengräber der Zeit." -Karl Ferdinand Gutzkow
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