Sehr geehrte Damen und Herren,
ich sehe seit Längerem und mit wachsendem Unmut die wiederholten Beiträge über "den Papst" in den Nachrichten ihres Senders. Dort finded - willentlich oder nicht - öffentlich finanzierte Missionierungsarbeit statt. Das hat sowohl mit der Häufigkeit, als auch mit der Art der Berichterstattung über "den Papst" zu tun.
Zunächst möchte ich erklären, dass es mich als Atheisten nicht auch nur ein bisschen interessiert, wenn das Oberhaupt einer Glaubensgemeinschaft die Welt bereist. Dass er dann noch Zustände anprangert, die teilweise in seiner eigenen Verantwortung liegen, macht diesen Umstand nicht besser. Armut durch Überbevölkerung etwa oder die Plünderung Afrikas, haben die Christen mitverursacht, wenn nicht gar ausgelöst. Den modernen Raubtier-Kapitalismus haben sie erdacht und verbreitet, als man halb Afrika versklavte, um die neue Welt mit Christen zu bevölkern. Stichwort: Dreieckshandel.
Davon abgesehen, enthalten solche Berichte auch keinerlei Informationswert. "Der Papst" bereist nämlich stets nur Orte, über die ohnehin berichtet wird. Kuba, die Ägäis oder das arme Afrika etwa. Also Orte und Themen, die bereits Tagesgespräch sind. Die Gelegenheit wird genutzt, um die Armen und Geschundenen zu besuchen. Da kann man sich wunderbar als moralische Autorität darstellen und feiern lassen. Diese Besuche dienen der Selbstdarstellung. Und das unterstützt ihr, wenn ihr es in den Nachrichten zeigt. Ihr präsentiert ihn in den Nachrichten als moralische Autorität, den die Massen lieben.
Dass ihr solche Berichte in eure Nachrichtensendungen aufnehmt, hat wohl mehrere Gründe. Zum einen sind eure Rundfunk- und Fernsehräte voll von Geistlichen. Die reden euch ein, dass die Katholiken bzw. Christen in Deutschland ein Recht darauf hätten, in den Nachrichten repräsentiert zu sein. Das ist falsch, denn dann hätten z.B. auch Homosexuelle, Schützenvereine, Studentenverbindungen und Trümmerfrauen ein Recht darauf, dass über ihre Themen und Vertreter berichtet wird. Das passiert aber nicht. Deren Lobbyisten sitzen nämlich nicht bzw. nicht in der Anzahl in TV-Räten, wie die der Kirchen. Und einen eigenen Sender (CTV/Vatikan) haben die Meisten Interessengruppen auch nicht, der solche Beiträge produziert und sie den Nachrichtenmachern vermutlich kostenlos zur Verfügung stellt.
Nun wäre es eure Aufgabe, dieses Ungleichgewicht zu beheben. Immerhin zahlen die Bürger dafür eine Menge Geld. Aber das tut ihr nicht, weil es von Homosexuellen, Schützenvereinen, Studentenverbindungen und Trümmerfrauen ohnehin nichts Erwähnenswertes zu berichten gibt. Das trifft zwar genauso auf "den Papst" zu. Der aber erhascht eure Aufmerksamkeit, weil er immer dort auftritt, wo ihr auch gerade seid. Ein Zufall ist das sowenig, wie ein Anlass, erneut darüber zu berichten. Warum tut ihr es also doch? Wie lautet da die Botschaft?
Für ihn und seine Getreuen ist es eine Gelegenheit, um auf diesem Wege heimlich Bilder der Missionierung in die Köpfe ahnungsloser Zuschauer zu transportieren. Man zeigt Bilder, die ihn mit wichtigen Volksvertretern beim Gespräch zeigen, wie Menschenmassen ihm zujubeln oder er vor Zigtausenden eine Messe hält. Das ist allen Berichten gleich und wohl auch nicht zufällig so. Soweit mir bekannt ist, bekommt ihr die Bilder fertig produziert, direkt vom Sender des Vatikans. Deren Mitteilungsbedürfnis dürfte auf der Hand liegen: Sie verfolgen einen Missionsauftrag. Das ist Hirnwäsche, Leute! Wenn ihr solche Bilder zeigt, werft ihr in euren Sendungen die Netze für sie aus.
Ich verlange von euch, dass ihr damit aufhört. Widersteht dem Drängen der Vertreter von Glaubensgemeinschaften, die euch in ihr Werk einspannen wollen. Lehnt ihre angebotenen Beiträge ab! Das geneigte Mitglied seiner Kirche, könnte sich problemlos auch auf Portalen seiner Glaubensgemeinschaft über solche Reisen informieren. Mich und die Mehrheit der Zuschauer interessiert das nicht. Über die Probleme auf Lesbos bin ich auch ohne Papst gut informiert. Und der Annäherungsprozess zwischen den USA und Kuba, wäre mir auch ohne ihn bekannt.
Die Menschen haben ein Recht darauf, in öffentlich finanzierten Fernsehnachrichten nicht mit plumpen Glaubensbotschaften belästigt zu werden. Das ist ohnehin reiner Humbug. Da könntet ihr auch über Ernie und Bert aus der Sesamstrasse berichten. Das wäre ähnlich unseriös und unprofessionell. "Der Papst und seine Anliegen" sind in den Nachrichten mindestens deutlich überrepräsentiert. Sowas gehört nicht in eine Nachrichtensendung. Und wenn ihr es doch zeigt, dann nicht mit solchen Bildern unterlegt und ohne jeden kritischen Kommentar. Es gibt nicht einmal einen Hinweis auf die Quelle. Die Leute sehen euch ahnungslos zu, während ihr sie für die Katholiken missioniert. Das ist nicht hinzunehmen.
MfG, ...