Zitat von
BlackForrester
Dies ist die eine Seite der Medaille...die andere Seite ist, dass diese höhere Rente mit deutliche höheren Beitragszahlungen in das System finanziert wird (der Beitragssatz in Österreich liegt etwas über 20% höher als in Deutschland).
Um es in Zahlen zu fassen. Je 100 € Verdienst
Rentenbeitragszahlung Deutschland: 18,90 €
Rentenbeitragszahlung Österreich: 22,80 €
Man kann es drehen und wenden wie man will - das deutsche Rentensystem steht vor zwei wesentlichen Problemen.
Das erste wesentliche - und alleine politisch zu verantwortete - Problematik des deutschen Rentensystems nennt sich "versicherungsfremde" Leistungen - also alle Leistungen, denen KEINE Beitragszahlung und KEINE Versicherungsgrundlage gegenübersteht.
Dies wären u.a. Ersatzzeiten, Mütterrenten, Anrechnungszeiten, Renten nach dem Fremdrentengesetz, abschlagsfreie Renten, Hinterbliebenenrenten, Höherbewertung von Ausbildung und so weiter...
Die zweite Problematik ist und bleibt die Demographie.
1993 mussten in etwa 15,4 Mio. Rentner finanziert werden, knapp 20 Jahre später waren es schon 20,6 Mio. Rentner.
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Demgegenüber stand ein "Zuwachs" an sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen im gleichen Zeitraum von 28,6 Mio. Arbeitnehmer auf 28,9 Mio. Arbeitnehmer.
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Man kann es drehen und wenden wie man will - und dies wird auch die Österreicher einholen - bei einer steigenden Zahl von Rentnern und einer stagnierenden Zahl von Beitragszahlern ist es simpelste Mathematik - auch wenn ich mich da wiederhole - dass
a) entweder die Beiträge steigen MÜSSEN
b) die Renten sinken MÜSSEN
c) die Lebensarbeitszeit sich verlängern MUSS
und zwar deutlich. Mit ein bisserl Erhöhung da, Kürzung dort, Verlängerung hier ist es nicht getan.
Man kann natürlich auch ein Mix aus a), b) und c) machen...dann steigen die Beiträge weniger, die Renten sinken weniger und man muss weniger länger arbeiten...am Grundproblem ändert sich aber nichts. Für die Deutschen nicht...und auch für die Österreicher nicht.
Um ein Rentensystem zukunftssicher aufstellen zu wollen MUSS man weg von der rein durch Arbeit finanzierten Rente hin zu einer, im weitesten Sinne, durch das Bruttoinlandsprodukt finanzierten Renten, denn im gleichen Zeitraum (also zwischen 1993 und 2012) stieg das Bruttoinlandsprodukt in diesem Land von in etwa 1 750 Mrd. € auf in etwa 2 750 Mrd. €, nur dann - und nur dann - besteht überhaupt eine Chance das Rentensystem für die nächsten Jahrzehnte einigermaßen in der Balance zwischen (den heutigen) Beiträge in das System, Leistung aus dem System und Lebensarbeitzeit zu halten.
DENN - noch ist es nicht so weit, aber wenn die geburtenstarken Jahrgänge Mitte / Ende des nächstens Jahrzehntes in Rente gehen, dann reden wir nicht mehr von einer Steigerung der Rentner von 30% in einem Zeitraum von 20 Jahren, dann reden wir von einer Steigerung von 30 ,40% in einem Zeitraum von 4, 5, 6 Jahren und dies kann das System nicht aushalten - es sei denn - siehe oben.
Dann werden - baut man das System nicht radikal um - Beiträge von 30% in das System, Leistungskürzungen am Rentenniveau auf unter 40% und ein Rentenbeginn jenseits von 70 Jahren traurige Realität werden...aber wie sagte die Merkel unlängst...an der Rente müsse man nichts machen, bis 2029 wäre ja alles in Ordnung.
Nur, dies gilt auch für die Österreicher und Ihr auf Arbeit finanziertes System.